Gleich. 
Sonntag, August 29, 2004, 14:29 - ESSEN & TRINKEN
Werde ich einen "Weinkenner" auf die Probe stellen. Diese vier sorgsam in Alu eingewickelten Flaschen stehen zu einer Blind-Degustation bereit. Hat Geburtstag, der Junge. Wenn der wüsste, was auf ihn zukommt. Ist einer von denen, die angesichts eines Glases Wein sofort mit einem umfangreichen Fach-Vokabular zur Hand sind, kenntnisreich schnüffeln, schlürfen, die Augen verdrehen, mit Tannin, Eiche, Holzton, Vanille, Grapefruit, Tabak, Abgang, Fassausbau, mit rund-knorrig-fruchtbetont-schnellöffnend-schwer-blumig-leicht-hart-duftig-mittelgewichtig-dünn-barriquedominant-geschmeidig nur so um sich werfen, etc etc. Martin, heute schlägt die Stunde der Wahrheit: Angeber oder Kenner? Mein Dilemma: Wie soll ich das, trotz ausführlicher Beratung durch die Weinhändler, herausfinden?! Doch mein Dilemma trage ich mit Augenzwinkern: It's for the fun of it - auf jeden Fall gibt's guten Wein, das ist mal sicher!
(Manchmal frage ich mich, ob ich vielleicht hochgradig frustriert bin, neidisch auf all die Fachkundigen, von denen ich mich stets umzingelt fühle, wenn irgendwo Wein getrunken wird, und nur ich, als einziger, hab' eigentlich keine grosse Ahnung, kann/will nicht mithalten... Als Mensch von bescheidenem Verstand weiss ich bloss, was mir schmeckt und was nicht, und Wein schmeckt mir verflixt nochmal einfach praktisch immer - nach einem Glas bin ich eh rüber und pfeif' auf die Nuancen).

Kommentare

a.more.s 
Montag, August 30, 2004, 17:46
Geschätzte Madame Kaltamsel - die lustige (und zusehends beschwingter werdende) Tafelrunde hat folgende Ergebnisse gezeitigt:
1. Die von mir gestellte Aufgabe erwies sich als zu anspruchsvoll, um nicht zu sagen: Unmöglich. Ein Franzose, ein Spanier (Priorat), zwei Italiener (ein Brunello di Montalcino sowie ein Nu Har aus Sizilien), das ist sogar für Profis eine beträchtliche Spannweite. Der Herr Angeber entpuppte sich dabei als tatsächlicher Kenner: Der Sizilianer wurde schnell und zutreffend erkannt, nicht vom Namen her, aber vom Anbaugebiet, der Spanier und der Franzose kundig und immer enger eingekreist, ohne dabei jedoch ganz auf den entscheidenden Punkt zu stossen, und der Brunello, eigentlich der Hauswein der Familie, der wurde nicht annähernd identifiziert - grosse Frustration... Der Priorat wurde übereinstimmend zum Wein des Abends erkoren.
2. Wir kamen überein, das zu einer Tradition werden zu lassen (einmal pro Monat), wobei wir aber anders vorgehen wollen, ungefähr in Ihrem Sinne übrigens: Ein bestimmtes Gebiet (z.B. das Piemont), nur drei Weine, zuerst "sehend" und einen Monat später blind degustierend.
Wird Spass machen - und vielleicht sogar mich etwas weiter bringen. Ich - der ich meine drei ersten Lebensjahre in den Rebbergen verbracht habe...
kaltmamsell 
Montag, August 30, 2004, 09:29
Sie werden uns hoffentlich nicht ohne detaillierten Bericht hängen lassen.

Weintrinker, die ihre Kenntnisse ständig vor sich her tragen, sind unangenehm. Angenehm wird es, wenn sie einem das Schmecken beibringen können - und Weinkenntnisse kann man, glaube ich, vor allem durch viel Probieren unter kundiger Anleitung lernen. Sie könnten den Herrn Angeber also bitten, Ihnen mal zu einem bestimmten Anbaugebiet oder einer bestimmten Rebsorte Beispiele vorzuführen.

Nicht mögen können Sie die Sorte dann immer noch - wissen es dann aber künftig vor dem Bestellen. So weiß ich zum Beispiel seit einer Weinprobe, dass ich mit rotem Burgunder nichts anfangen kann, je älter, desto schlimmer. Für mich schmeckt der immer nach Teer.

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