Heimat. 
Donnerstag, Januar 13, 2005, 21:51 - KINO & FILM & TV
"Liebe ist ja ein kultureller Begriff. Wer ihn benutzt, greift auf zahllose im Umlauf befindliche Muster von Liebe zurück, die der Schlager, der Film oder die Literatur bereithält. Jeder, der liebt, will den darin steckenden Ansprüchen gerecht werden. Hermann und Clarissa sind in diesem Punkt extrem romantisch. Sie hatten sich früh kennen gelernt, und jetzt, als sie sich wiedertreffen, wollen sie ein gemeinsames Leben ganz aus Liebe aufbauen. Das ist natürlich hoch ideologisch. Der Versuch, ihre Glückserwartung in Realität umzusetzen, kann nicht gut gehen. Mir ist hier ein Kontrast wichtig: Ich möchte das Ich-Ideal der Menschen in der Konfrontation mit der Wirklichkeit beschreiben. Wie stösst das Leben die Menschen von diesem Selbstideal-Sockel herunter? Wir alle haben diese romantischen Ideale, und das am meisten romantische Ideal, das im Umlauf ist, ist die Vorstellung einer Karriere. Erfolg ist ja die wundersame Erfüllung des Ich-Ideals. Deswegen sind alle so ratlos, wenn die Liebe aus ist oder die Karriere bricht: Sie haben kein Gegenkonzept zu ihrer idealen Vorstellung von der eigenen Person."

Edgar Reitz in "Ich bewundere die Treue, die auf nichts spekuliert"; Auschnitt aus einem Gespräch über die Suche nach dem Verlässlichen, in der Liebe, in der Kunst - und in Europa (DIE ZEIT Nr. 52, 16.Dezember 2004).

HEIMAT 1 - elf Folgen auf 5 DVD's bei ARTHAUS.

Kommentare

Kommentar hinzufügen
nocomments