Das verborgene Haus. Zeit und Augenblick. 
Samstag, April 12, 2008, 18:47 - BÜCHER
Was ist ein Garten? Knochenarbeit. Was ich Bollensteine geschleppt habe. Aus dem Kofferraum des Wagens in Körben nach dem hintersten Gartenwinkel, alle sorgfältig ausgelesen, Ackerstein um Wackerstein wie im Märchen vom Wolf und den sieben Geisslein, und dann behutsam eingebettet und ineinandergepasst.
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Was ist ein Garten? Halb geglückte Liebe, Zeugnis teilweisen Scheiterns in zweifelhafter Schönheit – lebenslange Bezauberung. O meine fünfhundert saturnorange, kanariengelb, weizenblond und weissgolden blühenden Osternarzissen zwischen den Bäumen der Allee im April! Ästhetik als Freude.
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Was ist ein Garten? Die Macht des Geräuschlosen, die Geschwindigkeit des scheinbar Unentwegten, die Vollkommenheit des nicht Erzwingbaren, die rohe Kraft des sich selbst Überlassenen, die Verzweiflung und das Entzücken des Gärtners, das üble Gewissen beim Umsägen, die mühsamen Entschlüsse, dem schlechten Wetter und dringenderer Arbeit zu trotzen und sich diesem Stück Erde zu widmen, die Stunden der Nähe zu Ameisen, Marienkäfern, Würmern, Blattwanzen, Hain- und Weinbergschnecken, das Erschrecken bei unverhofften Begegnungen mit bedrohlich brummenden Skarabäen im Taumelflug von Rose zu Rose, die Sekunden des Entzückens ob Falterblumen und Düften, Libellen und Blumenfaltern, und hie und da auch der schiere Zorn ob der Unbelehrbarkeit und Verschwendungssucht der Natur. Zuweilen heitere Resignation: Gewisse Seuchen sind einzig von ihr noch in Schach zu halten.-

[Das verborgene Haus.] Fotografie: Alois Lang.
Texte: Erika Burkart & Ernst Halter. Ammann Verlag.

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