Sonntag, November 30, 2008, 08:45 - BÜCHER
... des Romans, des Paares ist nur noch das Füllen der von der vergangenen Tätigkeit hinterlassenen Lücken, und dieses Füllen (der auf ein Gemälde gesetzte letzte Pinselstrich, das letzte Kapitel des Romans) mag zwar noch deine Freiheit erfordern, lässt sie aber bereits erstarren; nicht mehr sie bestimmt nun die Natur der Aufgaben, sie wird selbst wiederum durch das erfordert, was sie vorher getan hat: Deine früheren Handlungen bilden bereits diejenigen vor, die folgen sollen. Deine vergangene Freiheit tritt dir draussen mit der Notwendigkeit eines Schicksales entgegen. Du wirst der Diener des unumschränkten Handelnden, der du einmal warst.Das Resultat hat diesen Preis. Man muss akzeptieren, endlich zu sein: hier und nirgendwo anders zu sein, dies und nicht jenes zu tun, jetzt und nicht nie oder nimmer; nur hier, nur dies, nur jetzt - nur dieses Leben zu haben.
Schluss des Essays "Über das Altern" (in "Der Verräter", Rotpunktverlag) von André Gorz. Die letzten Zeilen sind identisch mit dem Schluss des Briefes an D.