Coupe Seberg. 
Montag, September 20, 2004, 09:57 - KINO & FILM & TV
Ein Kind mit blondem Pagenkopf unter klirrendem Kettenhemd - so stellte sie Otto Preminger als Jeanne d'Arc vor die Kamera. Er schwärmte von ihr (Augen einer Lerche; Gesicht eines Engels), und es heisst, er habe eigenhändig zur Schere gegriffen und ihre Haare bis auf die Kopfhaut gestutzt, damit es einigermassen unbedarft und verstörend fremd aussah; nicht aus dieser Welt jedenfalls, zumindest nicht aus dieser Zeit. Der Film floppte 1957, obwohl der Haarschnitt das Friseurhandwerk revolutionierte. Es wurde die neue Zeit ohne Dauerwelle und Lockenwickler, und Jean-Luc Godard zählte zu den ersten, die einen verlässlichen Blick dafür besassen.
In seinem "A bout de souffle" (Ausser Atem) spielt Jean Seberg ihre wohl bekannteste Rolle als kesser Twen, als Gaunerliebchen an Belmondos Seite, mit verhangenem Blick mindestens ebenso viele Zigaretten rauchend wie er. Sie verkörperte den Traum von Männern, die gern selbstbewusste Frauen auf sich wirken lassen.
Sie verschwand unter ungeklärten Umständen. Vor 25 Jahren, am 30. August 1979, wurde sie in Paris tot aufgefunden. Ihre Sympathien für die "Black Panthers", das wachsame Auge des FBI und der damit verbundene (reale) Verfolgungswahn hatten sie geschafft.

Ausschnitt aus dem DVD-Cover "Ausser Atem"; ARTHAUS.

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