Liebe und Sex bleiben sich immer gleich. 
Samstag, November 27, 2004, 20:08 - BÜCHER
Dieter E. Zimmer, Herausgeber: Dies ist der seltene und amüsante Fall eines längeren und spontanen Nabokov-Interviews, in dem er sich zäh und letztlich unnachgiebig gegen einen Interviewer zur Wehr setzt, der versucht, ihm Zeitdiagnosen einzureden, wie sie ihm immer ein Gräuel waren, und "progressive" oder "reaktionäre" Meinungen aus ihm herauszuquetschen. Veröffentlicht in L' EUROPEO, Mailand, 23. Juni 1962.

(...) Es "geschieht weiterhin das, was immer geschehen ist: Man leidet an der Liebe, erlebt ihre Freuden und bringt sich und andere ihretwegen um. Nein, ich finde nicht, dass man von einem neuen Trend sprechen kann, der mit der Liebe nüchterner umgeht. Beurteilt man ein Phänomen nach der Häufigkeit seines Vorkommens, so ist das Ergebnis oft oberflächlich und überheblich. Was nur eine Modeerscheinung ist, wird dabei leicht überbewertet. Mode aber ist 'ein flüchtiger Einfluss, eine Ideenseuche: die Ansteckung der Herde mit dem Bazillus der Banalität'. Man sollte auch lieber nicht von 'unserer Gesellschaft' sprechen. Erstens kennt man ihre Grenzen nicht, und zweitens hat sie viele widersprüchliche und unvereinbare Aspekte. Die Gesellschaft ist eine Abstraktion. Die Welt aber besteht nur aus Individuen."

Dieter E. Zimmer versammelt gut 60 Texte Nabokovs, entstanden zwischen 1921 und 1977: Interviews, Essays, Feuilletons, Vorträge, Rezensionen, Nachrufe, Umfrageantworten, Leserbriefe.
So verschieden die Anlässe dieser Texte, ihr Umfeld, ihr Ton, durchzieht sie dennoch ein roter Faden. Es ist Nabokovs emphatische und unbedingte Liebe zur konkreten Einzelheit und seine Abneigung gegen Verallgemeinerungen, Allgemeinbegriffe, Klischees (dies ist eine gekürzte Form des Klappentextes).

Ein Buch zum Versinken, über 600 Seiten lang einfach nur versinken - nie mehr auftauchen...
(ungekürzte Kürzestform meines gegenwärtigen Allgemeinzustandes).

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