Ab 30. 
Mittwoch, Juli 27, 2005, 23:32 - GEDACHTES
In Relation zu den 29 bisher durchlebten Jahren und aus der Sicht der vielleicht bereits vorhandenen eigenen Kinder scheint das ein biblisches Alter. Rückblickend sind die 30 ersten Jährchen jedoch ein Klacks. Wirklich! Nur realisiert man das eben noch nicht.
Ab 40.
Geht noch so. Man wird aber deutlich nachdenklicher, beginnt spätestens jetzt vermehrt und ernsthafter über den wirklichen Sinn des Lebens, über die Endlichkeit zu sinnieren. Der Blick in den Spiegel lässt erste Spuren erkennen. Man greift häufiger in die kosmetische Wundertüte, und tatsächlich: Die moderne Forschung scheint der Natur ein Schnippchen schlagen zu können. Zuversicht macht sich wieder breit.
Ab 45.
Es wird langsam kritisch. Das kecke Bäuchlein, die üppiger werdenden Hüftlein geraten beinahe unmerklich aus den Fugen, die grauen Härchen, die feinen Fältchen, all die anderen untrüglichen Anzeichen (wobei ich hier nur die harmloseren erwähnt habe...), welche sich immerhin im lieblichen Diminutiv, in welchen man sich in der aufkommenden Verzweiflung vorerst mal gerne flüchtet, noch einigermassen passabel und niedlich anhören, werden immer sichtbarer; der Fett-Abbau wird zunehmend mühsam und erfordert immer grössere körperliche Anstrengungen; und die Sehkraft - lässt die jetzt nach, ist es gar die winzige Druckschrift oder doch nur das schlechte Licht? Unter Aufbietung aller Kräfte gewinnt die Zuversicht schliesslich nochmals - zum letzten Mal - die Oberhand.
Ab 50.
Das ist die definitive Alters-Schallmauer. Der Knall ist nicht zu hören, doch trotzdem absolut unüberhörbar. Nun hilft nichts mehr, das Steuerrad hat endgültig jemand anderes übernommen, und zwar resolut; der Crash-Kurs wird ab 50 ohne Rückfrage- oder Ausweichmöglichkeit knallhart bestimmt. Spätestens jetzt wird auch dem letzten verzweifelten Optimisten sonnenklar: Irgendwann, und eher früher als später, wird alles vorbei sein. Darum heisst es nüchtern und wachsam sein, die verbleibende Zeit zu nutzen und umsichtig zu pflegen, denn man weiß weder den Tag noch die Stunde! Man pflege nicht nur den Ernst und die Grösse der Gedanken, sondern auch Lüste und Nichtigkeiten, wenn sie denn wichtig und sinnvoll oder auch nur für den Moment gerade angebracht erscheinen.
Ab 60.
Da wagt man noch nicht mal dran zu denken. Ist das überhaupt vorgesehen?

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