Was gut zu wissen ist. Teil 1. 
Sonntag, Dezember 18, 2005, 22:33 - BÜCHER
Es ist gut zu wissen,
dass alle zwölf Sekunden
irgendwo auf der Welt
ein Gedicht geschrieben
aber nur alle einhundertdreißig Minuten
eines gelesen wird.

Es ist gut zu wissen,
wo der Whiskey steht
und wo die Dose
mit dem Aspirin,

wo Bartel den Most holt
und man sich den Tod,

wo der Schalter ist für EIN
und wo der für AUS.

Es ist gut zu wissen,
dass Menschen,
denen das Wasser
bis zum Halse steht,
es sich immerhin
aussuchen dürfen,
ob sie ertrinken wollen
oder verdursten.

Es ist gut zu wissen,
dass die Liebe ein seltsames Spiel ist
und der Pokal seine eigenen Gesetze hat.

Es ist gut zu wissen,
dass die in Amerika übliche,
auf den Pappbecher gedruckte Warnung,
der darin enthaltene Kaffee
sei extrem heiss,
offenbar auch dann noch gilt,
wenn der darin enthaltene Kaffee
längst kalt geworden ist.
(Ja, so ist Literatur!)

Michael Augustin: Was gut zu wissen ist (Sujata Bhatt gewidmet, die mit ihrem Gedicht „What Is Worth Knowing“ den Anstoss gab).
Aus: Das perfekte Glück. Gedichte; mit Zeichnungen des Autors.
Edition Temmen, Bremen 2001; 81 S. ISBN 3-86108-148-2

( - Fortsetzung folgt - )

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