Sonntagmorgen. 
Sonntag, Februar 12, 2006, 11:19 - BÜCHER
Wie immer am Sonntag - es gäbe so viel Arbeit, so viel zu tun...
Der Wecker weckt zwar pünktlich. Weckt sonntäglich früh. Weckt um 7 Uhr.
Doch irgend eine innere Stimme säuselt: Es ist Sonntag; es ist Sonntag; du kannst zwar, aber du musst nicht; alles lässt sich auch später erledigen.
Das beruhigt enorm.
So wird es regelmässig zehn, elf Uhr.
Ob wohl heute der Frühling...? Ein kurzer Blick aus dem Fenster:

Sitzbank im Schnee - sehr symbolisch; na ja; warten wir eben noch etwas zu.
Lesen. Bad. Kaffee. Lesen. Kaffeegeschichten lesen...

... das ist schön, dass du kommst, du bist ja mein einziger Lichtblick, sagt sie, und schon treten ihr Tränen in die Augen: weisst', immer denke ich jetzt ans Heimgehen, wenn ich doch nur heimgehen könnte... Aber wo denkst du hin, hast du Schwierigkeiten, hast du keinen Kaffee, frage ich munter, und nun kommt sie bald mit einer Kanne Kaffees daher, der riecht oder schmeckt aber seltsam, sage ich leider und bereue es gleich, denn schon kommt so etwas wie Trotz oder Zorn hoch, und sie stiefelt zur Küche, um mir die Dose zu zeigen, Nescafé, mein Gott, und gleich kübelweise angemacht, ist das das Alter, denke ich, denn früher war Mutter geradezu stolz auf ihren Kaffee. (...) Im steingrauen Zimmer sitze ich meinem verstummten Mütterchen gegenüber, nehme von den staubigen Bisquits, trinke den fadlauen aufgelösten Nescafé aus den schönen alten Tassen, englischen schwarzen mit goldenem Dekor...

Ausschnitt aus "Das Jahr der Liebe" von Paul Nizon - einem ursprünglich aus Bern stammenden Schriftsteller, der seit 1977 in Paris lebt, wo er sich seither dem Flanieren, der Huldigung der Stadt und der Liebe ergeben hat. Rezensenten sagen ihm nach, ...dass es drei Obsessionen in seinem mit typischem Künstlernarzissmus geschlagenen Leben gebe: ihn selbst, sein Schreiben, die Frauen - hemmungslos auf die eigene Person und die eigene Wahrnehmung fokussiert... eine eigenartige "Kombination von Melancholie und Geilheit", usw.

Gefällt mir. Gefällt mir sehr. Ich mag seine Sprache ausserordentlich. Kann davon im Moment nicht genug bekommen.

An die Arbeit jetzt!

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