Mythen des Alltags. 
Sonntag, April 23, 2006, 18:05 - BÜCHER
Ich denke,
dass das Insekt,
das mich heute morgen anflog,
weder in der Lage war,
mich zu beissen noch
zu stechen.

Ich kaufe
in der Weinhandlung
unter den Blicken eines stadtbekannten
Kabarettisten, der jetzt denkt,
ich hätte hier einen Auftritt,
eine Flasche Mouton de Rothschild.
Der Kabarettist lacht,
und der weisse Wein in seinem Glas
blitzt vor Kühle im künstlichen Licht.

Ich bin Rotweintrinker.

Dann gehe ich die Piaristengasse hinunter
an zirka zehn bis fünfzehn Menschen vorbei,
und plötzlich glaube ich,
wenn ich eines Tages schon nicht mehr existieren werde,
dass es doch ganz schön war (gewesen sein wird),
einmal dazugehört zu haben

(was mich aber sehr wundert,
denn gestern noch wurde ich geradezu erlöst
durch das Glücksgefühl,
dass das alles endlich einmal aus sein wird).

Text aus Schwere Vorwürfe, schmutzige Wäsche von Franz Schuh.

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