Nachruf. 
Donnerstag, Januar 31, 2008, 09:04 - GEDACHTES
Drei kurze Tage war [SIE] zu Besuch, und nun bereits seit drei langen Tagen wieder weg...

Was für ein Ding - ein Charakterstück, ein Traktor, ein Schwergewicht, und doch gleichzeitig kapriziös und leicht wie eine echte Diva... konservativ im besten Sinn: ohne automatische Fokussierung! ohne Blendenautomatik! ohne LifeView! - dafür wieder mit diesem Messsucher, dem altbekannten, in dem du zwar dein Objekt siehst, und gleich auch noch einen Teil des Objektivs, der da keck ins Sucherbild hineinragt - das Bild von diesem Objekt ist dann aber schliesslich und meistens gar nicht so, wie du es im Sucher gesehen hast; immerhin aber ohne das Objektiv... :-)

Kompromisslose Schlichtheit von A - Z, einzig der Funktion und der Wirkung, der Qualität der Aufnahme verpflichtet, ohne Konzessionen an irgend etwas oder irgend jemanden, ausgenommen die eigenen, hohen Ansprüche - da ist der Handwerker wieder gefragt; das ist was für den Tüftler, der schon auch selber ein bisschen etwas können und wissen muss - man bekommt nie das Gefühl, dass da einfach nur so eine der üblich gewordenen vollautomatischen Maschinen, eines dieser hoch digitalisierten Photomaschinengewehre sozusagen (zielen/abdrücken/ratatatata60ScharfschüsseproSekunde) die Bilder macht - sie gibt das durchaus angenehme Gefühl, dass man da tatsächlich selber und nicht unwesentlich am Bild, am Resultat mitbeteiligt ist - eine Kamera für die Stille, die Ruhe, die Unauffälligkeit, für den einsamen Wanderer auf seinem langen, nicht von vielen begangenen Weg - eine Kamera, die Zeit braucht; die ist nichts für den schnellen Schuss, das Geschrei und den Lärm.

Und nein, vernünftig ist sie nicht unbedingt, und wer sie erwerben will, der ist wohl nicht so ganz bei Verstand - doch für all diejenigen einfachen Wesen, die weder mit besonderer Vernunft noch mit besonders viel Verstand gesegnet sind, und für diejenigen komischen Käuze, die die Langsamkeit, die Langeweile zelebrieren und kultivieren, für die ist sie absolut faszinierend. Absolut-höchst-faszinierend.

Nach der Rückgabe tagelang dabei ertappt, wie meine Hand stets nach rechts abdriftete, automatisch suchend, tastend - dort wo sie war, dort, rechts, in der Umhängetasche. Dort, wo sie jetzt nicht mehr ist. Dort, wo nun etwas fehlt, in Umhängetaschenhöhe... nein, nicht die Niere, aber etwas annähernd ähnlich Wichtiges.

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