Dienstag, August 27, 2024, 09:48 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... mit einigen Überlegungen zum Ko-Existenzproblem in meinem Viertel, wir sind ja letzthin wieder stark von diesem Problem absorbiert, sind reizbar in Bezug auf die Schwarzen, am liebsten würden wir aus unserer Ecke ganz verschwinden, so verdammt sensibilisiert sind wir in letzter Zeit.Beitrag von sb_admin
Ich frage mich zum x-ten Mal, warum man diese Aggression entwickelt gegen (schwarze) Leute, die doch an sich überhaupt nicht aggressiv sind, bloss dass sie einen mit ihrem Anderssein einkreisen und einkesseln.
Man sieht sie im sperrangelweit offenen Fenster in ihren Nationaltrachten, diesen farbenfrohen Tüchern, hocken, als hockten sie um ein Feuerchen, sie haben gewiss kaum Möbel, bloss den Telephon- und Fernsehapparat, nun, warum auch nicht, aber nun quatschen sie mit ihren gutturalen Stimmen, diesen überschwappenden, auch kreischenden Stimmen, überlaut und endlos. Man hat den Eindruck, es werden unaufhörlich die simpelsten Fragestellungen immerzu wiederholt oder variiert. Möglicherweise folgt es einer Etikette. Dann waschen die Frauen tagein tagaus ihre meterlangen Tücher, die sie zum Trocknen in den Hof hängen, die Tücher bedecken die unteren Fenster und tropfen und tropfen.
Natürlich denkt man längst in Rassendiskriminierung, allein das reine Charakterisieren, wie ich es jetzt mache, ist Rassismus, was mir klar ist und nicht eben zu meiner Zufriedenheit beiträgt.
Aus: Paul Nizon, "Die Innenseite des Mantels", Journal 1980 - 1989, Seiten 111/112, Verlag Suhrkamp, , erste Auflage 1995
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