Mittwoch, Mai 26, 2010, 20:01 - PRESSE Beitrag von sb_admin
... im Geschichtsbuch: Aygül Özkan. Sie lebt das, was viele denken: dass man als Migrant nun einmal mehr leisten müsse, um gleich zu sein. Kein Grund, in der Schmollecke zu weinen. Integration, findet Aygül Özkan, sei vor allem Sache der Einwanderer. Wie gelingt das Zusammenleben? Eine Bringschuld sieht sie zuallererst bei den Migranten. "Man muss auf die Menschen zugehen. Gerade dann, wenn man fremd ist oder fremd aussieht, ist es wichtig, dass man den ersten Schritt macht. Wir schotten uns noch zu sehr ab." Der Vater, ein gelernter Schneider, kam 1963 nach Hamburg, sortierte fünf Jahre lang Briefe, ehe er seinen eigenen Laden eröffnete. Wegen der deutschen Kundschaft mussten die Eltern Deutsch sprechen und sich auf Land und Leute einlassen. Es gab wenige türkische Verwandte, aber viele deutsche Nachbarn, die halfen, wenn man nur fragte.
Ausschnitte aus: [Das neue Wir] – in der ZEIT Nr. 17 vom 22. April 2010
Montag, Mai 17, 2010, 19:51 - PRESSE Beitrag von sb_admin
Ich wurde vom Blitz getroffen, hatte mehrere Herzinfarkte und kämpfe mit dem Krebs. Ich war in meinem Leben schon dreimal tot – und es war so wunderschön, dass ich nicht mehr zurückkommen wollte. Dieses Licht, diese Abwesenheit von Schuldgefühlen, dieser Friede, diese Serenität: Das haben wir hier auf Erden nicht. Weil es die wunderbarsten Momente meines Lebens waren, habe ich Sehnsucht nach dem Tod. Das ist wie Nostalgie.
* Man muss den Tumor mit Humor nehmen. Und man muss die Schmerzen bescherzen und zum Freund machen, denn wenn einer verzweifelt stirbt, war sein ganzes Leben umsonst. Als ich ein Auge verlor, habe ich mir gesagt: «Wenn du das andere Auge auch noch verlierst, kannst du immer noch Figuren kneten und dich selbst befriedigen. Klage also nicht.»
* Ich bin jetzt 78 Jahre alt - ich habe Pläne für fünfzehn neue Bücher. Nur das Kreative macht noch meinen Lebenswillen aus. Gelebt habe ich genug. Ich muss auch nichts mehr besitzen. Meine 1500 historischen Spielzeuge und die meisten meiner 40 000 Zeichnungen habe ich längst der Stadt Strassburg geschenkt. Das Schöne am Altwerden ist, dass man es schafft, den Hass aus seinem Leben zu jagen, denn man begreift, dass der Hassende am Ende mehr leidet als der Gehasste. Das Tragische am Altsein ist, dass die Vergangenheit die Zukunft auffrisst.
Ausschnitte aus Man muss Kinder traumatisieren - Sven Michaelsen im Interview mit Tomi Ungerer. Erschienen in der Weltwoche Ausgabe Nr. 19 vom 12. Mai 2010.