(...) GULDA: Schaun Sie, der Peymann, um noch einmal auf jenes ominöse Interview mit Ihnen zurückzukommen, hat gesagt, wir Männer sind furchtbare Schweine. Ich beziehe das nicht auf mich, aber er hat damit nicht so ganz unrecht. In meinem Leben gibt es vier Hauptfrauen, von den Nebenfrauen einmal abgesehen. Zweimal war ich verheiratet, das erstemal mit einer Schauspielerin, Paola Loew. Wir haben uns in Frieden und Freundschaft getrennt. Nach meinem Abzug hatte sie ein langes Verhältnis mit dem Schriftsteller Torberg. Da hab' ich mir gedacht, immerhin kein Niveauverlust, kein Handballer und kein Tenor, denn das hätte ich als Abstieg betrachtet. Meine zweite Frau war Japanerin. Die hat sich von mir unterdrückt gefühlt. Ich hab' zu ihr gesagt, was willst du, du hast doch alles, ein wunderbares Haus, ein schönes Kind, meine Liebe. Aber, okay, sie hat vielleicht recht gehabt. Also hab' ich mir vorgenommen, es beim dritten Mal besser zu machen. Das war die Frau Anders. Ich hab' sie leben lassen, hab' sie nicht ausgebeutet, hab' auf der Basis absoluter Gleichberechtigung mit ihr musiziert. Wir haben zwölf wunderschöne, leidenschaftliche Jahre miteinander verbracht. Aber wahrscheinlich ist auch dieser Versuch letztlich fehlgeschlagen, denn die Vorwürfe, die ich zu hören bekam, waren die gleichen wie bei den anderen Frauen, obwohl ich, wie ich ausdrücklich betonen möchte, die besten Absichten hatte.
A.M.: Das zählt nicht.
GULDA: Eben. Deshalb habe ich zu meiner Vierten gesagt, du, ich mach' dich drauf aufmerksam, ich bin sehr gefährlich.
A.M.: Das ist ja ganz raffiniert.
GULDA: Trick vier, wenn Sie so wollen. Aber was soll ich machen? Ich mag sie, und ich hab' den guten Willen, sie nicht umzubringen. (...)
... dazugekommen, das schöne Buch über Adrian Frutiger "Ein Leben für die Schrift" genauer zu studieren. ISBN 3-85884-015-7 Die filmischen Portäts hingegen (auf DVD) von Anne Cuneo und Christine Kopp müssen noch bis zum (hoffentlich regnerischen) Wochenende warten.
Habe übrigens gar nicht gewusst, dass Adrian Frutiger auch ein Zifferblatt entwickelt hat (ein Klick aufs Bild, dann noch einer...).
(...) Der Olivenbaum ist ein langsamer Denker, Geduld und Zählebigkeit sind seine Lebensthemen. Er will nicht gleich alles sofort hergeben. Sein Wachstum verläuft bedächtig: In den ersten sieben Jahren entwickelt er sich ohne Eile, vom siebten bis zum fünfunddreissigsten Lebensjahr wächst er allmählich, bei nur leicht sich steigernder Ernte. Dann ist er endlich voll entwickelt und trägt für die nächsten gut hundert Jahre mit ruhiger Regelmässigkeit Früchte. Mit etwa einhundertfünfzig Jahren beginnt er zu altern, der Ertrag lässt nach, aber ein paar hundert Jährchen hält er schon noch aus, auch wenn er meist nur noch eine symbolische Ernte abwirft. Um Wurzeln und Stamm herum spriessen aber längst die Nachfolger, das heisst: er selbst, als unverwüstlicher Neugeborener. (...)
OLIVEN. Neuste Publikation aus der Schriftenreihe der Vontobel-Stiftung. Höchste Qualität in Wort und Bild - gratis und franko nach Hause geliefert (jedenfalls in der Schweiz).
Sofern man sich denn um eine Bestellung bemühen mag. Sofern man etwas, das nichts kostet, in Ausnahmefällen auch gebührend zu schätzen vermag.
[Wer würde denn z.B. bei einem Gratis-Wein nicht gleich an "Fusel" denken?! Bei Gratiszeitungen nicht an boulevardesken NullAcht15-"Journalismus"?! - Eben.]
... eine aus den Fugen geratene Welt wird am Ende krachend wieder eingerenkt...(Man kann es freilich auch pessimistischer sehen, falls man den Gewaltüberschuss des Films nicht vollständig aufs Konto des Rachefilm-Genres schreiben will; dann könnte einem nämlich durchaus auch übel werden angesichts der Brutalität, mit der dieses Ende das Böse aus der Welt tilgt.) (...)
Alle Kinderchen schön im Bettchen jetzt?! Gut - denn das, was jetzt kommt, ist nämlich ausnahmsweise wieder mal nichts für euch - denn das wird blutig; das wird hart; das ist böse; das hier ist der Stoff, der mich von den allerletzten romantisch-verklärten Schmetterlings&Zuckerblümchen-Blogrolls kippen wird, har-har; - was hier folgt, ist exakt das, was da oben vom Herrn Knoerer annähernd zutreffend mit Worten zu beschreiben versucht wurde - in die tarantin'sche Bildsprache übersetzt...
Death Proof - das Ende. Eineinhalb krachende Minuten. Ein KleineMädchenSchutzEngel-Ende, wie man es sich für das vermisste Mädchen hätte wünschen mögen.
A.M.: Die Beschreibung des Schönen ist nach wie vor Ihr Programm. P.H.: Des problematisch Schönen, ja. Es muss weh tun, verstehen Sie? Wenn das Schöne nicht weh tut, kann man es kaufen. Man soll in dem, was ich schreibe, das Dasein spüren, das Leben und den Tod, die Vergänglichkeit und die Unvergänglichkeit. Je schöner und tiefer und wahrer etwas ist, desto schmerzhafter ist es. Es tut doch weh, zu wissen, dass wir sterben müssen, dass wir eines Tages nicht mehr lesen können oder lieben oder Pilze suchen.
Vielleicht gibt es im Jenseits auch Pilze. So ein Blödsinn! Jenseitspilze!
In unserem letzten Interview haben Sie mich einen «Deppen» genannt. Sie verdienen es nicht anders.
Heute machen mir Ihre Beleidigungen nichts mehr aus, weil ich weiss, Sie meinen es nicht so, wie Sie es sagen. Nicht ganz, Sie haben recht. Es gibt etwas in mir, eine gewisse Brüderlichkeit, die ich, da ich schreibe, nicht wirklich ausleben kann. Früher, als ich so dreissig, vierzig war, da habe ich schon manchmal bösartig losgelegt. Da wollte ich jemanden zwar nicht vernichten, aber weghaben von mir. Aber dann hat der andere, zu Recht, mich vernichten wollen.
[Das Interview ist ja im genau gleichen Wortlaut wie in der FAZ auch in der aktuellen Weltwoche zu finden.]
... Herr Knoerer meldet sich mal wieder und lässt seine Perlen blitzen: Handke diesmal (...etwas zittrig schon, mit durchfurchtem Gesicht, ein gealterter Jüngling in Bluejeans, barfuß, sonnengebräunt...) im FAZ-Interview mit André Müller - und eben: André Müller himself.
A.M.: Vor zwanzig Jahren hatten Sie vor, Ihren Lebensabend in einem selbst erbauten Altersheim zu verbringen, mit Freunden Karten zu spielen und aus dem Fenster auf die jungen Mädchen zu schauen, die draußen vorbeigehen.
P.H.: Dafür ist es vielleicht noch zu früh.
Sie werden im Dezember fünfundsechzig.
Ja, man fühlt sich... Wie heißt das? Befristet. Das Alter macht doch zunehmend Bedenken. Ich weiß nicht, ob das so heiter wird, wie ich es mir vorgestellt habe.