Freitag, Februar 4, 2005, 09:23 - PRESSE
"Wenn ich einfach intelligent wäre, ginge es mir gut. Ich bin aber grausam intelligent, was die meisten Leute bedrohlich finden. Ich habe vehemente Ansichten, die richtig sein können oder nicht, aber sie basieren auf Informationen, und ich kämpfe dafür. Wäre ich eine kleine, braunhaarige, farbige Anwältin, fände man mein Verhalten absolut akzeptabel. Aber für uns blonde Barbiepuppen erachtet man mein Benehmen als unpassend."*
Sie stellte eine Frauenfigur dar, die es seit Jahrzehnten in Hollywood nicht mehr gegeben hatte: die Verführerin, die den Männern das Blut in den Unterleib trieb und gleichzeitig in den Adern gefrieren liess. Das Aufregende an der unvergesslichen Verhörszene [in Basic Instinct] ist nicht der sekundenkurze Anblick ihrer Schamhaare, sondern die Verachtung in ihrem Lächeln, als ihr die Männer hingerissen zwischen die Schenkel starren.
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"Sie dominiert jede Einstellung, in der sie vorkommt. Sie hat einen derart ausgeprägten Sinn für Haltung und Kontrolle, dass das Publikum einzig auf sie schaut, wenn sie im Bild ist. Es ist etwas sehr Mysteriöses - einigen von unseren besten Schauspielern fehlt es; sie sind grossartig, aber am Schluss fehlt irgend etwas. Sharon Stone hat es, wie früher Joan Crawford oder Grace Kelly."
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"Was sie zum Star macht, ist ihre leicht angeknackste, sehr egozentrische Ausstrahlung. Etwa achtzig Prozent davon sind gesunder Narzissmus, die restlichen zwanzig sind in ihrem Fall ziemlich ungesund. Man möchte nichts davon haben, aber es hat gleichzeitig den Effekt, dass man ihr helfen möchte. Ins Bett kriegen möchte man sie auch."
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In Phil Bronstein verliebte sie sich nicht zuletzt deswegen, weil er einer der seit "Basic Instinct" selten gewordenen Männer mit genug Selbstbewusstsein war, sie überhaupt um ein Date zu bitten. Jahrelang habe kein Mann mehr gewagt, sie auch nur zum Essen einzuladen. (...) Im Sommer 2003 reichte Phil Bronstein die Scheidung ein. Seine Frau sei rüde und hart, liess er verlauten. Sharon Stones einziger Kommentar: "Als ich wieder anfing zu arbeiten, war die Ehe vorbei."
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Sie war zwar nicht "schöner denn je", wie manche Frauenzeitschriften schrieben, aber sie sah so unverschämt gut aus, dass auch ein Zwanzigjähriger gern mit ihr angegeben hätte. Die Bilder von Davos und die Säuerlichkeit der männlichen Kommentare nach ihrem Auftritt bestätigen, dass sich daran nichts geändert hat.
Einige Highlights aus Beatrice Schlags Text "Die Schaustellerin" in der aktuellen WELTWOCHE Nr. 5/2005, zu welchem im Netz leider nur "angemeldete Benutzer" (=Abonnenten) Zugang haben.
Bild: Richard Kalvar (Magnum); Weltwoche Nr. 5/2005
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