Der angehaltene Moment. 
Donnerstag, Dezember 8, 2005, 14:25 - BÜCHER
Das kunstvolle Gleichgewicht, in dem ein Mensch lebt, ist manchmal nichts anderes als der angehaltene Moment vor seinem unvermeidlichen Sturz.
(Dieter Wellershoff: Die Schönheit des Schimpansen)
Yes, Virginia. 
Montag, Dezember 5, 2005, 23:11 - BÜCHER
(...) There is a Santa Claus. He exists as certainly as love and generosity and devotion exist, and you know that they abound and give to your life its highest beauty and joy. Alas! how dreary would be the world if there were no Santa Claus! (...) Francis P. Church

From: Norman Rockwell's Christmas book.
Reprint edition by Bookthrift, New York. ISBN 0-8109-1583-9
Leichenrede. 
Montag, Dezember 5, 2005, 22:48 - BÜCHER
betrauern wir diesen mann
nicht weil er gestorben ist
betrauern wir diesen mann
weil er niemals wagte
glücklich zu sein

betrauern wir diesen mann
der nichts war als arbeit und pflicht
betrauern wir diesen mann
weil er immer getan hat
was man von ihm verlangte

betrauern wir diesen mann
der nie mit der faust auf den tisch schlug
betrauern wir diesen mann
weil er nie auf das urteil anderer pfiff
und einfach tat was ihm passte

betrauern wir diesen mann
der fehlerfrei funktionierte
betrauern wir diesen mann
weil er streit und frauen vermied
und heute von allen gerühmt wird

betrauern wir diesen mann
nicht weil er gestorben ist
betrauern wir diesen mann
weil er war wie auch wir sind -
betrauern wir uns


Leichenrede. 
Montag, Dezember 5, 2005, 22:18 - BÜCHER
welche wohltat
einmal auch sagen zu dürfen:
nein, er war nicht tüchtig
und wechselte oft die stelle
nein er war nicht fleissig
und arbeitete nur
sofern es nicht anders ging

sonst aber
las er lieber SPORT oder PLAYBOY
setzte sich nachmittags schon ins kino
(EDDIE CONSTANTINE war sein liebling)
schlürfte cognac in strassencafés
meditierte die anmut der frauen
oder die tauben am turm

im frühling fuhr er
durch zart- und frechgrünes land
den sommer verlag er
gut geölt und behaglich im schwimmbad
später im herbst dann streifte er
manchen stillen waldrand entlang
ehe er für den winter
eine beschäftigung suchte
und eine freundin
weil er die festferientage
nicht allein zu verbringen liebte

welche wohltat
in einer welt
die vor tüchtigkeiten
aus den fugen gerät:
ein mann der sich gute tage
zu machen wusste
ehe nach einigen bösen
jetzt
der letzte tag für ihn kam

Kurt Marti
"Oder wollen wir uns... 
Dienstag, November 15, 2005, 19:50 - BÜCHER
... beide zu einer Herrschaft begeben, für unser ganzes Leben, du als Hausmädchen, ich als Hund?“
(aus einem Brief von Robert Walser an seine Schwester)
Das würde mir grade so passen... 
Donnerstag, Oktober 27, 2005, 21:49 - BÜCHER
... eine riesige Porzellanwanne auf Kugelfüssen, ein Waschbecken mit verkleideter Säule, eine Dusche mit vernickelter Armatur und Ablaufbecken... Vorhänge gibt es nicht... ein Lüster... am Boden gemusterte Fliesen... und dann die grosszügige Abmessung des Raumes: Hier kann man auch Gymnastik treiben und sich anschliessend auf einem Massagetisch behandeln lassen...
Ich lass' jetzt das Badewasser einlaufen!

Françoise De Bonneville: Das Buch vom Bad. Aus dem Französischen von Christiane Landgrebe.
Collection Rolf Heyne, München 2002. ISBN 3-89910-160-X
Paris-Lektüre. 
Sonntag, Oktober 9, 2005, 00:32 - BÜCHER
Je näher dem Tod, desto gelöster, unkonventioneller schrieb sie, mit einer sachte aufkommenden Leichtigkeit, mitunter gar mit einem bei ihr doch eher ungewohnten Anflug von Heiterkeit, die erstaunt und zugleich hoch erfreut: Undine Gruenters Pariser Libertinagen, posthum erschienen im Hanser Verlag, habe ich mit wirklich ganz grossem Genuss gelesen, wie zwar schon alle ihre Bücher zuvor - doch dieses hier setzt ihrem subtilen Werk die Krone auf. Finde ich; und mag absolut keinen Widerspruch dulden jetzt.

(...) Helen hatte mich abgeholt, eine mit meiner Schwester befreundete Übersetzerin, die sich für ein halbes Jahr im 8. Arrondissement eine, wie sie sagte, 'möblierte Garçonnière' gemietet hatte, um Abstand zu gewinnen, wie sie sagte, Abstand von einem Geliebten, der bereits drei Frauen und doppelt so viele Kinder hatte, und wie üblich überstieg die Miete ihre finanziellen Mittel. Eine Liebesgeschichte, deren Auszüge ich bereits fragmentarisch aus Gesprächen kannte, die sich zuweilen einen düsteren Anstrich gab und von Verzweiflungsanfällen und überhöhtem Schlafmittelkonsum bis zu Liebesorgien in Gänseleberpastete alle Stadien einer tränenreichen Herzenstragödie durchlief. Als ich ankam, war gerade die Neuauflage oder ein Nachschlag der Gänseleberpastete an der Reihe, der Geliebte, ein Mann mit gelben Wildlederschuhen und durchbrochenen Schweinslederhandschuhen für Autofahrer, war zu Besuch und erwartete uns in der Wohnung, und ich lernte, dass Paris, die Stadt der Liebe, wie es hiess, vor allem die ihrer Abwesenheit war, und ein Geruchsgemisch aus Schneeregen, Sandstein, Balkongitter und lauwarmer, gegen Mitternacht auf dem breiten, himmelblau überzogenen Bett verspeister Gänseleberpastete. (...)

(Ausschnitt aus dem Kapitel "Paris, Anfänge")
Lang die Nacht... 
Montag, Oktober 3, 2005, 10:11 - BÜCHER
Ich mag dieses wunderbare Plakat!

Das Programm.
In einer Stunde übernimmt die Post. 
Dienstag, September 27, 2005, 12:40 - BÜCHER
Und dann ist es auf dem Weg nach Norden.

"...mit dem buch warte ich einfach noch ein bißchen ab. das ergibt sich schon alles irgendwie . da bin ich mir ganz sicher..."
Spaghetti. 
Samstag, September 10, 2005, 09:02 - BÜCHER
(...)Trotz meiner alten Vertrautheit mit dem Spaghetti-Kochen fange ich damit immer erst an, wenn die Sauce schon bereit ist und höchstens der Parmesan - er darf nie auf Vorrat hergestellt oder in Säcklein abgefüllt gekauft werden - noch gerieben werden muss. Die Kochzeit ist kurz (ungefähr zehn Minuten), und wenn die Spaghetti wirklich "al dente" sein sollen, muss man früh genug prüfen, ob sie den kritischen Punkt zwischen hart und weich erreicht haben, das heisst, ob sie den Zähnen noch einen kleinen Widerstand entgegensetzen. Wenn es soweit ist, darf man keinen Augenblick mehr zuwarten und muss sie sofort anrichten.
Bild: Anna Sommer

Alles Übrige ist einfach: auf hundert Gramm Teigwaren berechnet man einen halben Liter schwach gesalzenes Wasser und pro Person hundert bis hundertfünfzig Gramm Teigwaren, je nachdem, ob die Teigwaren Vor- oder Hauptspeise sind. Wenn das Wasser kocht, legt man die Spaghetti hinein; man braucht nicht, wie oft gesagt wird, dem Wasser etwas Öl beizufügen, weil eine gute Spaghettisorte nicht verklebt. Beim Anrichten sind die Meinungen allerdings geteilt: es gibt Italiener, die das Abtropfsieb als Barbarei verachten und verlangen, dass man die Spaghetti portionenweise mit einer Gabel aus dem Wasser zieht, weil sie auf diese Weise weniger zerdrückt werden. Sie haben natürlich recht; doch wenn man für mehr als zwei Personen Spaghetti kocht, finde ich diese Methode zu zeitraubend und die Gefahr des Erkaltens grösser als diejenige eines leichten Zerdrückens.

Etwas später folgt das beste "Spaghetti-mit-Knoblauch" - Rezept, welches hier nicht verraten sei... sonst kauft niemand dieses wundervolle Büchlein...
Alice Vollenweider: ASCHENBRÖDELS KÜCHE. 2005, Limmat Verlag, Zürich. ISBN 3-85791-485-8

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