An die Sonne. 
Freitag, Mai 25, 2007, 22:43 - BÜCHER
Schöner als der beachtliche Mond und sein geadeltes Licht,
Schöner als die Sterne, die berühmten Orden der Nacht,
Viel schöner als der feurige Auftritt eines Kometen
Und zu weit Schönrem berufen als jedes andre Gestirn,
weil dein und mein Leben jeden Tag an ihr hängt, ist die Sonne.

Schöne Sonne, die aufgeht, ihr Werk nicht vergessen hat
Und beendet, am schönsten im Sommer, wenn ein Tag
An den Küsten verdampft und ohne Kraft gespiegelt die Segel
Über dein Aug ziehn, bis du müde wirst und das letzte verkürzt.

Ohne die Sonne nimmt auch die Kunst wieder den Schleier,
Du erscheinst mir nicht mehr, und die See und der Sand,
Von Schatten gepeitscht, fliehen unter mein Lid.

Schönes Licht, das uns warm hält, bewahrt und wunderbar sorgt,
Daß ich wieder sehe und daß ich dich wiederseh!

Nichts Schönres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein ...

Nichts Schönres als den Stab im Wasser zu sehn und den Vogel oben,
der seinen Flug überlegt, und unten die Fische im Schwarm,
Gefärbt, geformt, in die Welt gekommen mit einer Sendung von Licht,
Und den Umkreis zu sehn, das Geviert eines Felds, das Tausendeck meines Lands
Und das Kleid, das du angetan hast. Und dein Kleid, glockig und blau!

Schönes Blau, in dem die Pfauen spazieren und sich verneigen,
Blau der Fernen, der Zonen des Glücks mit den Wettern für mein Gefühl,
Blauer Zufall am Horizont! Und meine begeisterten Augen
Weiten sich wieder und blinken und brennen sich wund.

Schöne Sonne, der vom Staub noch die größte Bewundrung gebührt,
Drum werde ich nicht wegen dem Mond und den Sternen und nicht,
Weil die Nacht mit Kometen prahlt und in mir einen Narren sucht,
Sondern deinetwegen und bald endlos und wie um nichts sonst
Klage führen über den unabwendbaren Verlust meiner Augen.

(Aus: Ingeborg Bachmann, Anrufung des großen Bären)

Auch auf dieser CD - aus dem hörverlag.

Überhaupt mag ich die Original-Ton - Serie aus dem hörverlag ganz ausserordentlich.
was brauchst du 
Mittwoch, Mai 23, 2007, 23:30 - BÜCHER
was brauchst du? einen Baum ein Haus zu
ermessen wie grosz wie klein das Leben als Mensch
wie grosz wie klein wenn du aufblickst zur Krone
dich verlierst in grüner üppiger Schönheit
wie grosz wie klein bedenkst du wie kurz
dein Leben vergleichst du es mit dem Leben der Bäume
du brauchst einen Baum du brauchst ein Haus
keines für dich allein nur einen Winkel ein Dach
zu sitzen zu denken zu schlafen zu träumen
zu schreiben zu schweigen zu sehen den Freund
die Gestirne das Gras die Blume den Himmel

Friederike Mayröcker
an die Tote 
Mittwoch, Mai 16, 2007, 22:43 - BÜCHER
immer frage ich mich wo bist du
heute wollte ich telefonieren mit dir
ich sitze an einem See
bist du im Forst über den Bergen im zarten
Wind der das Wasser des Sees scheitelt
wo hältst du dich auf
du gibst kaum 1 Zeichen
oder es dringt nicht zu mir
die feuchte Wolke am Hang am Morgen umschlingt
die Kronen der Bäume
wo bist du
heute früh wollte ich telefonieren mit dir
weisz noch deine Nummer
aber es meldete sich keiner

Friederike Mayröcker

paris avril 2007 191
Auf der Heimfahrt... 
Donnerstag, Mai 3, 2007, 22:09 - BÜCHER
... von Wien sitzt eine feine Salzburger Dame mit mir im Abteil, sie sieht, wie ich mit dem Schlaf kämpfe, und lächelt nachsichtig. Kurz vor Salzburg weckt sie mich mit einem sanften Stupser und meint, wir hätten bald die Endstation erreicht. Im Schreck fällt mir nichts anderes ein, als sie zu fragen, ob ich wohl gar eingenickt sei; ja, bestätigt sie, und fügt hinzu: ungefähr bei St. Pölten. Das Unheil ist mir schlagartig in seinem ganzen Ausmass gegenwärtig, und trotzdem höre ich mich mit geheuchelter Unschuld sagen, dass ich doch wohl nicht, gottbehüte, gar geschnarcht habe. Doch, meint die Duldsame, und zwar auf eine abgehackte Weise, die ihr Sorgen bereitet habe. Ich verfluche Wien, den saisonalen Empfang des Zsolnay Verlags, die vielen Leute, die dort herumstehen und unterhalten werden wollen, die vielen Flaschen Wein, die dort herumstehen und geleert werden müssen, die vielen Gläser, die dort herumstehen und darauf warten, nach mir geworfen zu werden. Ich verlasse den Bahnhof durch den schmutzigen Nebenausgang, dort, wo früher das Bahnhofspostamt von Salzburg war, das nun vor sich hin rottet, und komme an der Stelle vorbei, an der vor ein paar Tagen der Trunkenbold im Staub lag. (…)

Karl-Markus Gauss: Von nah, von fern. Ein Jahresbuch. Zsolnay, Wien, 2003. ISBN 3-552-05286-0
La Divina in cucina. 
Freitag, April 27, 2007, 22:03 - BÜCHER
Una donna innamorata della musica,
ma anche della bella vita e della buona tavola.



La Divina, come non l'avevamo mai vista. Maria Callas, prima dell'uscita di questo libro, eravamo abituati a vederla sui palcoscenici dei teatri di tutto il mondo, mentre interpretava gli struggenti personaggi femminili della Traviata, Turandot, Tosca. Pochi se l'erano immaginata o la conoscevano nel ruolo di donna e cuoca, amante della buona tavola e delle migliori ricette della nostra tradizione gastronomica, oltre che di quella dei paesi dove la grande artista ha lavorato durante la sua carriera.



La Divina in cucina. Trenta Editori. ISBN: 88-901298-3-2
In einem Pariser Gedicht... 
Samstag, April 21, 2007, 06:13 - BÜCHER
... steht der schöne Vers:
"Gleich nebenan wachsen Bäume, ohne etwas auszudrücken,
sieht man von der grünen, gleichgültigen Vollkommenheit ab."

Aus: Karl-Markus Gauss, Zu früh, zu spät. Zsolnay, 2007.
Gesucht habe ich es nicht. 
Donnerstag, April 19, 2007, 16:58 - BÜCHER
Aus diesem Grunde wohl gefunden.
Heute - in einem Buchantiquariat, hier in Bern (määh oui, isch bin zourük aus Paahrih).

Ich darf hiermit meine kaum in Worte zu fassende Begeisterung äussern
über:
Das geheime Leben der Kühe.
Collection Rolf Heyne; 2006 (!). ISBN: 3-89910-337-8

Von einem gewissen, mir bis anhin unbekannten Glen Wexler.

Ich habe Purzelbäume geschlagen.
Einen Salto nach dem andern hingelegt.
Ach wirklich! Absolut herrlich.
Ich krieg' mich immer noch nicht ein.

Der Tag wird kommen, an dem die Kuh weiss, wozu sie ihren Schwanz hat.
Irisches Sprichwort (aus besagtem Buch). Hohoo!
"Nicht der Tod... 
Wie schön... 
Sonntag, April 1, 2007, 14:15 - BÜCHER
... dass es immer irgendwo jemanden zu geben scheint,
der meine geheimen Wünsche errät.

Grace Kelly. Bilder eines Lebens. Henschel-Verlag, Berlin, 2007. ISBN 978-3-89487-570-1
Daffodowndilly. 
Sonntag, März 11, 2007, 17:06 - BÜCHER
She wore her...
... yellow sun-bonnet,
She wore her greenest gown;
She turned to the south wind
And curtsied up and down.
She turned to the sunlight
And shook her yellow head.
And whispered to her neighbour:
"Winter is dead."

A. A. Milne: WHEN WE WERE VERY YOUNG. Egmont Books, London. ISBN 1-4052-1118-0

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