Freitag, September 1, 2006, 22:53 - GEDACHTES
So wie das letzte Grün in Farbentiegelnsind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.
Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;
Verwaschen wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragnes, dem nichts mehr geschieht;
wie fühlt man eines Lebens Kürze.
Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
ist einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen
Rainer Maria Rilke, 1906
Für viele sind Hortensien blosse Friedhofspflanzen, nicht mehr als trister Grabschmuck.
Ich liebe sie, weil sie mit ihrer leuchtenden Farbenpracht Spätsommer und Herbst verschönern und nachher während der Welke in einen unvergleichlichen und leicht dekadenten Zustand der Melancholie übergehen, indem sie diese wunderbar pastösen Farbtöne annehmen - und lange beibehalten.
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