Donnerstag, März 5, 2009, 20:22 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
… umfasst in der Haupt- oder Zentralbibliothek und in den Nebenkabinetten, im Antiquariatsflügel, in der alten Orangerie, in den Korridoren, Blindgängen und Treppenhäusern bis hinauf in die bulläugige Mezzaninzone, die Mägdemansarden und Estrichwinkel an die fünfzigtausend Franz-, Halbfranz-, Folio-, Oktav-, Quart- und Duodezbände in Leinen, Kaliko, Schirting, auch in appretiertem Mattgewebe, in Marmorierpapier wie Achat-, Kleister-, Kibitzdeckeln, in Kapziegenleder, Maroquin genannt, des weiteren Oasenziegen-, Bock- und Samtleder, kein Salpaleder allerdings, Samt- ja, Salpaleder nein, hingegen Saffian mit Perl- und Juchtenleder mit aufgeprägten Spitzkaronarben, dann die Pergamentabteilung, gekälkte Tierhaut, gebimst und mechanisch geschliffen, die besten Kalbpergamente geben verendete Tiere her, schrunsichte, die Blutstockung im Fell als Äderung, auch Velin, Jungfernpergament, nicht zu vergessen das ordinäre Schweinsleder für Alben und Almanache, dito Französische und Englische Broschuren, wohin, fragt man sich, mit den Taschenbüchern, aber sie haben Platz in Blankenburg, die Gedichthefte und Separata, von der bibliophilen Kostbarkeit mit Flach-, Hohl-, Kopf- oder Rundungsgoldschnitt bis zu den Losen Blättern ist alles vertreten, und dieses einer Glasperlenspielorgel vergleichbare Instrument gilt es einmal im Jahr zu stimmen; bedeutet Silvesterarbeit für mich, den Leselosen, die vergangenen zwölf Monate ab- und die kommenden leerzuschreiben, aus dem Loch ins Loch hineinzustarren, heisst es für Sie, im nobelsten Galakleid und mit dem Hilfspersonal des Berner Leseinstituts Legissima die Bestände zu sichten, die Sammlung zu temperieren. (…)Beitrag von sb_admin
Hermann Burger: BLANKENBURG. S. Fischer, 1986.
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