Donnerstag, September 12, 2013, 19:47 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... Spätestens dann, wenn das flüchtige Lob des Tages schwindet, wird deutlich: Wie weit man auch gekommen sein mag, man hat es nicht weit gebracht. Denn die ganze Betriebsamkeit und Wichtigtuerei des Alltags führen nirgendwohin. Auf diese Weise relativiert das Alter alle menschlichen Wichtigkeiten. Selbst die sogenannten Hauptsachen bedeuten nicht mehr sehr viel. Es steckt nicht so viel dahinter, wie wir gerne glauben möchten. Fast ist es nichts damit. Sicherlich bleibt vieles bedeutsam für uns. Auch kann das Leben als Geschenk empfunden werden, das Gefühle der Dankbarkeit hervorruft. Doch eine Zumutung bleibt es trotzdem. Denn auf dem Grunde allen menschlichen Gelingens schlummert ein Scheitern - die letzte Vergeblichkeit all unserer Mühen.Beitrag von sb_admin
Insbesondere das Alter öffnet die Augen für solche desillusionierenden Einsichten. Es zeigt die Brüchigkeit, Unbeständigkeit und Vergänglichkeit alles Menschlichen auf. In diesem Sinne ist das Alter die schonungslose Wahrheit des Lebens. Ohne Selbstironie lässt sich die Trauer hierüber kaum ertragen. Sicherlich ist das Lebensabenteuer grossartig , aber doch fast nichts.
Einleitung des Herausgebers. [Odo Marquard - Endlichkeitsphilosophisches]. Reclam, 2013.
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