Reality bites - voll das Leben.
Samstag, März 5, 2005, 14:47 -
DIALOGE
DIE ZEIT: Sie betrachten den Medienbetrieb nicht gerade mit einer rosa Brille.
Harald Schmidt: Ach, nehmen Sie doch nur mal die meisten der kinderlosen Frauen ab 35 in meiner Branche, dieses sexuelle Medienproletariat. Die haben mit Glück einen One-Night-Stand mit einem Beleuchter, sozusagen Last Minute in Sachen Kinderwunsch. Da rücken jetzt die 25-Jährigen nach, und es wird ganz bitter. Das ist die Wahrheit - und die wird gerade von Frauen, die früher Kinder bekommen haben, unverblümt ausgesprochen.
DIE ZEIT: Die kinderlosen Akademiker - sehr drastisch beschrieben.
Harald Schmidt: Diese Generation ist einfach zu anspruchsvoll. Die lesen alle diese Glamour- und People-Zeitschriften und glauben auch noch, was da steht. Wo ist der Super-Fick, wo ist der Super-Job, wer sieht aus wie Brad Pitt? Ich, könnte ich denen sagen, aber ich bin nicht mehr auf dem Markt! Ich kann da nur den Hut ziehen vor der Generation unserer und ihrer Eltern: Die haben sich durchgebissen.
DIE ZEIT: Und wie ist Vater Schmidt zu seinen Kindern?
Harald Schmidt: Och, das hatte ich mir komplizierter vorgestellt. Ich beantworte einfach die Fragen, die sie mir stellen. Also hier in Köln müssen sie einem Dreijährigen erklären, was schwul ist. Da laufen zwei Männer in Leder und Mützen Hand in Hand auf einer Brücke an uns vorbei und halten sich an der Hand. Dann kommt natürlich die Frage dazu, und die beantwortet man dann.
Ausschnitt aus einem Gespräch mit Harald Schmidt; DIE ZEIT Nr. 9/24.02.2005. Daselbst, auf zwei Photos: Harald Schmidt als Christo-Skulptur.