"Was machen Sie hier?" 
Donnerstag, Oktober 13, 2005, 23:20 - DIALOGE
"Ich photographiere."
"Und warum photographieren Sie gerade hier, bei uns, auf diesem Friedhof?"

"Gute Frage - was soll ich denn jetzt nur genau darauf antworten..."
"Sind Sie von hier?"
"Nein, ich komme aus der Schweiz und bin eben hier vorbeigefahren..."
"Aus der Schweiz - ach so... Wissen Sie, ich habe nämlich Bekannte in der Schweiz, und die sagten mir, dass die Friedhöfe dort ganz, ganz anders aussehen!"
"Ja, in der Tat, es gibt sehr grosse Unterschiede - haben Sie denn in der Schweiz schon mal so einen Friedhof gesehen?"
"Nein, noch nie. Aber aufgrund der Beschreibungen kann ich mir vorstellen, dass sie wirklich völlig anders aussehen - und deshalb verstehe ich jetzt auch, dass Sie hier photographieren."

Cimitero di Laigueglia. Oktober 2005
All at sea. 
Donnerstag, Oktober 13, 2005, 21:02 - ALASSIO
I’m all at sea
Where no one can bother me
Forgot my roots
If only for a day
Just me and my thoughts
Sailing far away
Like a warm drink it seeps into my soul
Please just leave me right here on my own
Later on you could spend some time with me
If you want to, all at sea

I’m all at sea
Where no-one can bother me
I sleep by myself
I drink on my own
I don’t speak to nobody
I gave away my phone
Like a warm drink it seeps into my soul
Please just leave me right here on my own
Later on you could spend some time with me
If you want to, all at sea (...)
(Jamie Cullum)

Endlich. 
Sonntag, Oktober 9, 2005, 15:42 - MUSIK
Gabriela Montero, hier 2002 anlässlich des Progetto Martha Argerich in Lugano, kaum bekannt noch.
Seither jedes Jahr dabei.
Foto: A. Heizmann
Martha Argerich hat sie schon immer als einzigartiges Talent bezeichnet.
Mirko Weber berichtet in der ZEIT Nr. 41/06.10.2005, dass die beiden Frauen
in München (wie ist mir DAS nun wieder entgangen?!) ...mit geradezu krimineller Energie
zusammen Rachmaninow gespielt haben...
Und: Martha Argerich, keine Freundin von Schmus und schönen Worten, sagt,
ihr sei schon lange nicht mehr so ein Talent untergekommen wie Gabriela Montero.
Bild: EMI
Und nun, mit 35 Jahren, ihre erste Aufnahme als Solistin.
Gleich ein Doppelalbum. Die zweite CD voll nur mit Improvisationen.
Ein starkes Stück.
EMI 5 58039
Im Land der "livre chocs". 
Sonntag, Oktober 9, 2005, 13:14
...oder wie die Menschen DER Kulturnation ihre Raubtiernatur kaschieren und den Schein mit eleganter Grandezza wahren...
Michael Mönninger zeichnet in der ZEIT Nr. 41 vom 06.10.2005 ein amüsantes Sittenbild zur Lage der Grande Nation:
Zu einer der größten kulturellen Ausnahmen Frankreichs zählt, dass das Land keine ausgeprägte Boulevardpresse besitzt. Abgesehen von einigen harmlosen Klatschzeitungen wie Le Parisien oder France Soir, fehlen Krawall- und Kampagnenblätter wie die britische Sun oder die Bild-Zeitung völlig. Von der Zurückhaltung der Presse profitierten bislang vor allem Politiker, deren Privatsphäre strikt gegen die Neugierde des Publikums abgeschirmt war. (...)
Wie immer, wenn die Obrigkeit etwas deckelt, sucht sich die Zivilgesellschaft neue Ventile. Unbeeindruckt von Respektabständen und Schutzvorkehrungen, kennen die Franzosen, die ihre Raubtiernatur deutlich besser als andere Völker kaschiert haben, längst eigene Wege der Lustbefriedigung. Weil nicht nur Boulevardblätter, sondern auch Brüllshows und bizarre Beichtkanäle im Fernsehen fehlen, kommen Abrechnungen und Enthüllungen vorzugsweise in Buchform ans Licht der Öffentlichkeit. »Livre choc« nennen selbst angesehene Verlage diese Titel, in denen jede Saison dutzendfach Prominente seziert, Denkmäler gestürzt oder Familienkatastrophen ausgebreitet werden. (...)
Doch wohl auch dieses Werk – ganz wie die anderen Schock-Bücher – wird kaum obszön oder ehrverletzend ausfallen, sondern elegant erzählt und angenehm lesbar sein. Darin kann man den Vorteil einer Kulturnation sehen, die selbst beim Appell an niedere Instinkte immer noch die gepflegte Buchform wahrt. Im Gegensatz zur Schärfte angelsächsischer oder auch deutscher Enthüllungsstorys glaubte man auf dem französischen Boulevard bislang nicht, dass Schadenfreude ausreicht, um klug zu werden. Erst seit dem Schwinden dieser Skepsis droht in Frankreich auch der tradierte Persönlichkeitsschutz zu fallen.

Den ganzen Artikel kann man hier nachlesen.

Jardin de Luxembourg, Oktober 2005
16.10.2005. 
Sonntag, Oktober 9, 2005, 01:42 - KINO & FILM & TV
Oooh, ich sehe gerade:
"Felix Vallotton - Maler gegen die Zeit" wird am 16.10.2005 auf SF 2 um 21.30 ausgestrahlt, im Rahmen der Reihe NZZ Format.
Ich habe diesen Film hier vor einigen Tagen in den höchsten Tönen gelobt - insbesondere auch den Kameramann, Matthias Kälin. Na dann - überzeugen Sie sich doch mal selber!
Momentaufnahme. 
Sonntag, Oktober 9, 2005, 01:31 - CAT-EGORY

Marais, Paris
Paris-Lektüre. 
Sonntag, Oktober 9, 2005, 00:32 - BÜCHER
Je näher dem Tod, desto gelöster, unkonventioneller schrieb sie, mit einer sachte aufkommenden Leichtigkeit, mitunter gar mit einem bei ihr doch eher ungewohnten Anflug von Heiterkeit, die erstaunt und zugleich hoch erfreut: Undine Gruenters Pariser Libertinagen, posthum erschienen im Hanser Verlag, habe ich mit wirklich ganz grossem Genuss gelesen, wie zwar schon alle ihre Bücher zuvor - doch dieses hier setzt ihrem subtilen Werk die Krone auf. Finde ich; und mag absolut keinen Widerspruch dulden jetzt.

(...) Helen hatte mich abgeholt, eine mit meiner Schwester befreundete Übersetzerin, die sich für ein halbes Jahr im 8. Arrondissement eine, wie sie sagte, 'möblierte Garçonnière' gemietet hatte, um Abstand zu gewinnen, wie sie sagte, Abstand von einem Geliebten, der bereits drei Frauen und doppelt so viele Kinder hatte, und wie üblich überstieg die Miete ihre finanziellen Mittel. Eine Liebesgeschichte, deren Auszüge ich bereits fragmentarisch aus Gesprächen kannte, die sich zuweilen einen düsteren Anstrich gab und von Verzweiflungsanfällen und überhöhtem Schlafmittelkonsum bis zu Liebesorgien in Gänseleberpastete alle Stadien einer tränenreichen Herzenstragödie durchlief. Als ich ankam, war gerade die Neuauflage oder ein Nachschlag der Gänseleberpastete an der Reihe, der Geliebte, ein Mann mit gelben Wildlederschuhen und durchbrochenen Schweinslederhandschuhen für Autofahrer, war zu Besuch und erwartete uns in der Wohnung, und ich lernte, dass Paris, die Stadt der Liebe, wie es hiess, vor allem die ihrer Abwesenheit war, und ein Geruchsgemisch aus Schneeregen, Sandstein, Balkongitter und lauwarmer, gegen Mitternacht auf dem breiten, himmelblau überzogenen Bett verspeister Gänseleberpastete. (...)

(Ausschnitt aus dem Kapitel "Paris, Anfänge")
Loblied. 
Samstag, Oktober 8, 2005, 16:00 - PARIS
Du hast Sorgen, sei es diese, sei es jene --- ins Kaffeehaus!
Sie kann, aus irgendeinem, wenn auch noch so plausiblen Grunde, nicht zu dir kommen --- ins Kaffeehaus!
Du hast zerrissene Stiefel --- Kaffeehaus!
Du hast 400 Kronen Gehalt und gibst 500 aus --- Kaffeehaus!
Du bist korrekt sparsam und gönnst dir nichts--- Kaffeehaus!
Du findest keine, die dir paßt --- Kaffeehaus!
Du stehst innerlich vor dem Selbstmord --- Kaffeehaus!
Du hasst und verachtest die Menschen und kannst sie dennoch nicht missen --- Kaffeehaus!
Man kreditiert dir nirgends mehr--- Kaffeehaus
Kaffeehaus
(Peter Altenberg, 1859-1919, Wien)

Marais, Rue St. Antoine
Fragmente eines Paris-Aufenthalts. 
Samstag, Oktober 8, 2005, 00:41 - PARIS
TGV – eine kurze Fahrt eigentlich, aber sie zieht sich doch hin, trotz iPod und reichlich Lektüre – Gare de Lyon, endlich – im Train Bleu die wie üblich kurze, überwältigende Einstimmung auf Paris, welche immer sofort gelingt – beschwingt den Boulevard de la Bastille runterlaufen, Rue St. Antoine, vertraute Lokale und Gegenden und Örtlichkeiten, Rue du Petit Musc, Rue Charles V – im Saint-Louis Marais ist das letzte freie Zimmer vor 30 min vergeben worden, schade, aber das hat man dann eben vom „nichts-im-voraus-planen-wollen“ – heiter weiter – Rue Beautreillis, Rue de Birague Richtung Place des Vosges – das gleichnamige Hôtel hier hat freie Zimmer, ist sogar noch besser gelegen, zudem gleich neben dem Maison du Kilim – das Zimmer mit der rosa Tapete, dem hohen Fenster und den schweren Vorhängen bietet genügend existentiellen Pariser Schönheit-im-Verfall-Charme, um sich wohlfühlen zu können – kurz aus dem Fenster das Treiben draussen auf der Strasse betrachten, und dann schnell raus, durch die Rue de Rivoli schlendern – für einmal das Centre Pompidou links liegen lassen, trotz der verlockenden Dada-Ausstellung – plötzlich vor dem Louvre stehen, aber grössere Lust auf den nahen Palais Royal verspüren mit seinem schönen Garten – dann durch die Tuileries wandeln, hinüber zum Grand Palais, von wo schon von weitem...
(Bildquelle: www.faz.net)
... die riesige gläserne Kuppel (z.Z. in Renovation) und die Ankündigung der "Mélancolie" genannten...

...Ausstellung entgegenleuchten – Zwischenhalt in einer Patisserie fine pur beurre, frei übersetzt: pure Sünde, un chocolat viennois obendrauf, was will der Mensch denn eigentlich mehr, himmelherrgottnochmal –

...nach ausgiebiger, genüsslicher Pause irgendwo noch einen Pastis nachgeschoben, wenn schon sündigen, dann gleich richtig, auch wenn ich Pastis nicht unbedingt gerne mag, aber wir sind hier EN FRANCE, und das rechtfertigt einiges, man fühlt sich nach besagtem Pastis jedenfalls sofort und endgültig wie ein VraiParisien und nicht mehr wie ein PetitSuisse – weiter, keine Ahnung mehr woher und wohin, doch plötzlich ertappt man sich wieder beim Flanieren in bekannten Gegenden, im Marais nämlich, Rue St. Honoré, Rue du Temple, Rue de la Verrerie, Rue Ste Croix de la Bretonnerie – in der Geschichte herumspazieren, auch in der eigenen – in der Rue du Bourg-Tibourg die Mariage Frères nicht ohne einen pleine lune, einen lune rouge, einen ésprit de noël und ganz gewiss nicht ohne die mélange du thé avec le chocolat wieder verlassen – Rue des Rosiers, Rue des Francs Bourgeois, Rue de Turenne – Place des Vosges, immer wieder – natürlich die Bar à Huîtres am Boulevard Beaumarchais unter keinen Umständen ignorieren, und anschliessend, gleich gegenüber, ein Besuch bei Huiles Allicante, auch immer wieder – zu Fuss zum Père-Lachaise, zu Fuss wieder zurück, Pflichtbesuch, Ritual eben auch – die soeben neu eröffnete Cinémathèque, rue de Bercy, „le 51“, in der unmittelbaren Nähe der Gare de Lyon...
(Bildquelle: www.faz.net)
...die Galerie im 7. Stock, ein sehr schöner Raum, mit einer nicht unbedingt überzeugenden Gegenüberstellung von Renoir-Bildern mit Film-Ausschnitten seines Sohnes Jean, aber was solls – in der alten Eglise (der ältesten von Paris) Saint-Julien-le-Pauvre, einmal mehr: Hommage à la Diva Maria Callas...

"...elle fut l'étoile filante de l'opéra lyrique, la diva inoubliable qui a sublimé la Norma de Bellini: Maria Callas est encore dans toutes les mémoires. Pour lui rendre hommage, un concert est organisé en l'église Saint-Julien-le-Pauvre. Au programme: Aïda de Verdi; Norma de Bellini; Carmen de Bizet; Le Barbier de Séville de Rossini..." - Hôtel de Sully, im Jeu de Paume Site Sully: Pierre Verger, Ausstellung seiner...
(Bildquelle: www.pierreverger.org)
... Photographien – bei Millet Fromagers in der Rue St. Antoine, und beim Boucher juste à côté die Nase in 1000 Köstlichkeitn stecken – über den Pont de Sully zum Jardin des Plantes – zum Panthéon – zur Ecke Rue Vavin/Rue d’ Assas, in der Pension Ladagnous über den nächsten Paris-Aufenthalt phantasieren – die...

...betörende Herbstmelancholie im Jardin de Luxembourg – der Boulevard St. Germain, überhaupt St. Germain des Prés; innehalten, un thé, ein bisschen lesen, schreiben, schauen, un verre – Odéon – auf der Höhe
Cluny / la Sorbonne einen Affineur de Fromages entdecken und sich für nächstes Mal vormerken – über den Pont de Sully zurück ins Marais, durch die Rue Saint Paul, Besuch im Cygne Rose, wo wie immer etwas Verführerisches auf mich wartet – zum würdigen Abschluss ab in die Brasserie Bofinger bei der Bastille, des huîtres, une douzaine, s’il vous plaît – an der Ecke St. Antoine/Birague einen café trinken, den besten bislang, wohl weil italienisch, auf einer CIMBALI komponiert – encore des petits achats – un taxi pour la Gare de Lyon, für einmal nicht zu Fuss, zum ersten Mal nicht zu Fuss, weil die Zeit knapp wird – ach ja, geschlafen habe ich übrigens auch ein wenig zwischendurch, aber nächstes Mal muss ich länger bleiben als nur ein paar Tage - warum eigentlich, reicht doch... im Train Bleu der wie üblich überwältigende, endlose Versuch...


... einer Entwöhnung, die nicht so recht gelingen will, aber immerhin ein „je reviens“ schwören lässt – der TGV fährt pünktlich
ANDERstadt-Ansichten. Nr. 26. 
Samstag, Oktober 8, 2005, 00:16 - PARIS





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