Dieser etwas schrullige Cousin... 
Samstag, April 22, 2006, 19:15 - PRESSE
...von Sam Beckett, der immer zu verständlich war und zu populär und zu erfolgreich, um für die absurden Abgründe seines Denkens von den Kritikern geliebt zu werden...
Wie alle Moralisten ist Kurt Vonnegut zuerst einmal Pessimist. Er liebt die Menschen genug, um sie lächerlich zu finden. Er liebt die Welt genug, um sie vergnügt in den Untergang zu schicken. Er liebt das Leben genug, um sich gut gelaunt nach dem Tod zu sehnen. „Falls ich je sterben sollte, Gott behüte, soll dies der Spruch auf meinem Grabstein sein: Der einzige Beweis, den er für die Existenz Gottes brauchte, war Musik.“ Einstweilen aber, so schreibt er, will er die Brown & Williamson Tobacco Company auf eine Milliarde Dollar verklagen. Die Firma stellt die filterlosen Pall-Mall-Zigaretten her, die er raucht, seit er 12 ist, und seit vielen Jahren versprechen sie direkt auf der Packung, ihn endlich umzubringen. Vonnegut ist aber 83, und er lebt immer noch. „Vielen Dank, ihr miesen Ratten. Das allerletzte, was ich jemals wollte, war am Leben zu sein, wenn die drei mächtigsten Menschen auf dem ganzen Planeten Bush, Dick und Colin heißen.“

Georg Dietz in der ZEIT Nr. 16/12.April 2006 über "Mann ohne Land" von Kurt Vonnegut.
BERNstadt-Ansichten. Nr. 54, vom 22.04.2006 
Samstag, April 22, 2006, 18:31 - BERN

Es ist schon einigermassen erstaunlich, wie leer der einst verrufene, jedoch seit langem wieder "beruhigte", sehr idyllische kleine Kocherpark zu Füssen des prachtvollen "Hauses der Universität" immer ist.

Gemäss Hinweistafel wird es ja erst ab 21 Uhr gefährlich...

Sometimes I think... 
Montag, April 17, 2006, 00:28 - MUSIK
...what is the point of singing here?!

Don't ask, Emily - I'm listening... and enjoying!
Rostropowitschs Antwort... 
Sonntag, April 16, 2006, 21:46 - PRESSE
...auf die Frage der ZEIT: Glauben Sie immer noch daran, dass Sie mit Musik die politischen Verhältnisse beeinflussen können?

Rostropowitsch: Natürlich! Musik formt das Bewusstsein, sie schafft in deiner Persönlichkeit eine ganz eigene Qualität. Ein Beispiel aus meinem Leben: Ein Freund kam zu mir und sagte: "Slawa, du weißt nicht, was mir passiert ist. Einer unserer gemeinsamen Freunde hat mich an den KGB verraten! Deshalb habe ich meinen Job verloren. Dafür werde ich ihn umbringen. Ich werde ihm niemals vergeben, und wenn ich den Rest meines Lebens im Gefängnis verbringen muss." Ich musste an diesem Abend zu einem Konzert im Konservatorium und sagte zu ihm: Komm mit. Tolle Musik, Sinfonien von Beethoven oder Brahms, ich weiß es nicht mehr genau. Danach nahm ich meinen Freund mit zu mir nach Hause, gab ihm Wodka, und das Konzert wirkte nach in seinem Kopf. Ich fragte ihn: "Wen wolltest du noch mal umbringen?" Sein Feind lebt heute noch.

Christof Siemes und Claus Spahn in der ZEIT ZEIT Nr. 15/06.April 2006: Zwei Knoten in zehn Fingern.
Ein Gespräch mit dem großen russischen Cellisten Mstislaw Rostropowitsch über seinen letzten Auftritt als Solist, über Waldimir Putin und die Macht der Musik.
Das Bild des Tages. 
Sonntag, April 16, 2006, 21:38 - SCHATZKÄSTCHEN

Der Witz... 
Sonntag, April 16, 2006, 21:36 - PRESSE
... stammt noch aus der Zeit des Faschismus, aber die Italiener haben ihn im Laufe der Jahrzehnte den veränderten Verhältnissen immer wieder angepasst. Die neueste Fassung geht so. Unterhalten sich zwei Italiener. Sagt der eine: "Wir sind schon ein großartiges Volk, ehrlich, intelligent und Berlusconi treu ergeben!" Sagt der andere: "Schade nur, dass diese Eigenschaften nie zusammenpassen wollen. Wenn ein Italiener intelligent und für Berlusconi ist, ist er nicht ehrlich. Wenn er ehrlich und für Berlusconi ist, nicht intelligent. Und wenn er ehrlich und intelligent ist, stimmt er nicht für Berlusconi!"

Giovanni Di Lorenzo in der ZEIT Nr. 15 vom 6.April 2006
Da gerade jemand... 
Samstag, April 15, 2006, 09:27 - BÜCHER
... kürzlich in meinem Weblog nach Adrian Tomine gesucht hat: Es gibt eine kleine hübsche Postkartensammlung von ihm... share these 30 different postcards or keep them all to yourself...
I'll keep them!

OPTIC NERVE - 30 postcards by Adrian Tomine.
Chronicle Books, San Francisco, 2005. ISBN 0-8118-4489-7
hmmm... 
Freitag, April 14, 2006, 09:32 - SCHATZKÄSTCHEN

Hotel Angst - hält auch andere auf Trab. 
Donnerstag, April 13, 2006, 17:31 - BÜCHER
Das Hotel Angst ist ein riesiger, alter Kasten, von Adolf Angst Ende des 19. Jahrhunderts in Bordighera an der italienischen Riviera erbaut. Der englische Adel feierte dort noch einmal sich selber. Das Hotel kündete von Pracht und Prunk einer untergehenden Epoche.

Düffel lässt einen Sohn nach dem Tod des Vaters auf die Suche gehen: nach eigenen Kindheits-Ferienerlebnissen in Bordighera, die er jetzt erst, nach dem Begräbnis, zu verstehen beginnt. Des Vaters Architekten-Traum vom Wiederaufbau scheiterte damals an seiner Kompromisslosigkeit. Die Wiederbelebung des Hotels als Seniorenresidenz – für ihn ein unvorstellbarer, unakzeptabler Abstieg in fade Durchschnittlichkeit. Doch warum schlug der superreiche Fechner, ein Lebemann und Vaters Freund, kein Geld aus dieser Idee?

Beim Recherchieren stößt der Sohn auf Romanskizzen des Vaters – akribisch arbeitete er nach dem Scheitern der Architektenpläne an seiner Fiktion, wie um das Hotel im Traum fortleben zu lassen.

Eine klar erzählte Geschichte, deren Subtext immer wieder das Zusammenwirken von Vergangenheit und Gegenwart, Traum und Wirklichkeit umkreist, und wie daraus der geheimnisvolle Stoff namens Leben entsteht.

„Er wollte, dass etwas bleibt“, sagt Fechner an einer Stelle, „doch auf der anderen Seite war er ein Perfektionist. Und das Vollkommenste ist immer das Nichts, die reine, unbefleckte Vorstellung.“ So stellt sich, auf eine sehr romantische Weise, auch die Frage nach dem Lebenserfolg ganz neu, die vordergründig so klar zugunsten Fechners ausschlägt. So wird „Hotel Angst“ unter der Hand zu einer wehmütigen Verteidigung der Fantasie. (Dierk Wolters, rhein-main.net)
John von Düffel: Hotel Angst.
DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln, 2006. ISBN-10: 3-8321-7957-7
Heute hier, morgen fort. 
Donnerstag, April 13, 2006, 17:01 - DIALOGE
Heute im 12er-Bus – beim Seminar steige ich zu und setze mich neben einen sehr, wirklich sehr, sehr betagten Herrn. Weisse längere Haare, weisser wilder Bart, Hornbrille, wache Augen, das Weiss der Zähne ist einem gelblichen Farbton gewichen, leicht rundliche Konstitution, doch offenbar immer noch gut zu Fuss, der Anzug eindeutig nicht aus dieser Zeit – um die 80, 90 Jahre schätze ich den Herrn mal, mindestens… nach wenigen Minuten wendet er sich etwas überraschend an mich mit der Frage:

-Na, waren Sie auch im Klee-Zentrum?
Neinnein, ich muss nur schnell im Stadtzentrum etwas besorgen; ich wohne hier in der Nähe.
-Ach so, ich dachte nur, weil …
Und Sie – hat das Klee-Zentrum Ihre Erwartungen erfüllt?
-Ah doch, ja – ich bin sehr beeindruckt. Ich komm’ zwar von weit her, aber ich bereue keine Minute. Ich wollte das noch unbedingt sehen.
Sie sind Deutscher, das hört man – aus dem Norden?
-Ich lebe seit langem in Rom.
Oh, schön – beneidenswert… und was machen Sie denn da, wenn ich fragen darf?
-Sie können ruhig fragen. Ich verbringe in Rom meinen Lebensabend, nachdem ich lange Zeit am dortigen Goethe-Institut gearbeitet habe. Wissen Sie, wo das ist?
Hmm – so viel ich weiss, ist das Schweizerische Institut ist nicht weit davon entfernt... Ich wollte mich dort bei beiden mal bewerben. Beim Pincio?
-Ich sehe, Sie kennen sich aus.
Auskennen – ich weiss nicht. Ich habe mal für einige Wochen meine Nizza-Wohnung mit einer Journalistin aus Rom getauscht, welche im Monteverde/Gianicolese-Gebiet wohnte. Davor und danach ein paar Kurz-Aufenthalte... Doch es sind jetzt bestimmt schon einige Jahre her seit dem letzten Mal.
-Dann sollten Sie aber wirklich mal wieder hingehen. Mir ist die Stadt ans Herz gewachsen; ich habe es jedenfalls nicht geschafft, mich von ihr zu verabschieden. Ich schreib’ jetzt noch an einem Buch; meinem letzten, sehr wahrscheinlich. Das Manuskript ist mehr oder weniger fertiggestellt; ein paar Seiten fehlen noch.
Spannend… – bitte entschuldigen Sie, aber ich muss hier leider aussteigen. Grüssen Sie mir Rom, und Ihnen wünsch’ ich alles Gute!
-Da, mein bescheidenes Kärtchen, falls Sie nächstens doch noch nach Rom fahren sollten. Ein kleiner Besuch freut mich immer. Aber beeilen Sie sich; Sie wissen: heute hier, morgen fort…

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