Samstag, April 22, 2006, 19:15 - PRESSE
...von Sam Beckett, der immer zu verständlich war und zu populär und zu erfolgreich, um für die absurden Abgründe seines Denkens von den Kritikern geliebt zu werden...Wie alle Moralisten ist Kurt Vonnegut zuerst einmal Pessimist. Er liebt die Menschen genug, um sie lächerlich zu finden. Er liebt die Welt genug, um sie vergnügt in den Untergang zu schicken. Er liebt das Leben genug, um sich gut gelaunt nach dem Tod zu sehnen. „Falls ich je sterben sollte, Gott behüte, soll dies der Spruch auf meinem Grabstein sein: Der einzige Beweis, den er für die Existenz Gottes brauchte, war Musik.“ Einstweilen aber, so schreibt er, will er die Brown & Williamson Tobacco Company auf eine Milliarde Dollar verklagen. Die Firma stellt die filterlosen Pall-Mall-Zigaretten her, die er raucht, seit er 12 ist, und seit vielen Jahren versprechen sie direkt auf der Packung, ihn endlich umzubringen. Vonnegut ist aber 83, und er lebt immer noch. „Vielen Dank, ihr miesen Ratten. Das allerletzte, was ich jemals wollte, war am Leben zu sein, wenn die drei mächtigsten Menschen auf dem ganzen Planeten Bush, Dick und Colin heißen.“
Georg Dietz in der ZEIT Nr. 16/12.April 2006 über "Mann ohne Land" von Kurt Vonnegut.
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