... mehr, sehr viel mehr Zeit.
Irgendwie ist eben eine Jahreszeit komplett ausgefallen - da waren Schneeglöcklein, Narzissen, Magnolien, Rhabarber, Flieder, Glyzinien: praktisch alle zur selben Zeit, und nur sehr kurz - zack, zwei Tage später: Sommer ist da.
Daher arbeite ich im Moment mit meiner Gruppe fieberhaft daran, die Zeitmasse ins Dezimalsystem zu übertragen. Davon verspreche ich mir doch einiges.

Also zum Beispiel:
1 Minute = 100 Sekunden.
1 Stunde = 100 Minuten.
1 Tag = 100 Stunden.
1 Jahr = 1000 Tage.
So ungefähr.

Ist nicht ganz so einfach, wie’s vielleicht ausschaut; noch geht nicht alles auf.
Doch in meinem kleinen Team bin ich von jungen, ehrgeizigen Mathematikern umgeben.
Die schaffen das.
Man wird noch von ihnen hören.

Ein Siegelungsprotokoll. Eine Inventaraufnahme. Einige notariell beglaubigte Additionen und Subtraktionen. Eine Bilanz dieser mathematischen Fingerübungen. Ein Steuerinventar.

Und wenn du ein bisschen Glück gehabt hast in deinem Leben: die wohlwollende Erinnerung derjenigen, die da noch ein wenig weiterleben dürfen. Oder müssen.

Doch damit ist dann auch einmal Schluss.

Siegelungsprotokoll.
Gefährderansprache.
Tri-State-Gatter.

[... nach meinem Grab - suchet mich in euren Herzen.]

... „früher, da hätt’ ich danach gelechzt, eine Professur zu erhalten. Das war mein Lebensziel. Doch heute, wo eine Berufung im Bereich des Möglichen liegt, wo das durchaus Tatsache werden könnte, da erkenne ich: Meine Prioritäten haben sich geändert. Es gibt auch Anderes; Wichtigeres.“

_{Aus einem Gespräch vor ein paar Tagen - so gut wie möglich aus dem Gedächtnis nach-zitiert.}

Die Agglomerationen der Schweiz werden geradezu überschwemmt von Gratisblättern. In keinem andern Staat Europas werden sie so intensiv gestreut wie hier. Nur Dänemark erreicht ebenfalls sehr hohe Werte. Die Situation scheint etwas paradox: Ausgerechnet in zwei Ländern, die traditionell eine starke Zeitungskultur haben, wuchert die Gratispresse. Deutschland zählt ebenfalls zu den Zeitungsländern, blieb aber bisher fast frei vom Phänomen Pendlerblätter. Dafür sorgte die Abwehrpolitik der einheimischen Verlage.

Aus der NZZ vom 2. Mai 2008 (gekürzt wiedergegeben)

Gefunden:

Zeit haben.
Anonymität.
Ruhe.
Den Rückwärtsgang als Vorwärtsbewegung erkennen.
In Möglichkeiten denken, statt in Schwierigkeiten.
Die Beschränkung.
Der Verzicht.
Ein Leben ohne Gratiszeitungen.

... dem unvergleichlichen und nach wie vor rast- & ruhelosen [Franz Weber] nicht doch vielleicht mal die Geschichte mit dem [Hotel ANGST] stecken sollte?
Immerhin hat er es 1983, nebst tausend anderen Dingen, mit dem [Grandhotel Giessbach] in der Schweiz geschafft, die allgemein verbreitete alte-Belle-Epoque-Hotelkasten-Abriss-Mentalität zu durchbrechen, ein Umdenken zu bewirken.

_{Giessbach, 26.04.2008}


Seither wird mit der Materie generell pfleglicher, respektvoller umgegangen - vor etwa vier Jahren wurde gar ein neues Qualitäts-Label unter der Bezeichnung [Swiss Historic Hotels] ins Leben gerufen.
Die angebotene Qualität ist in der Tat überdurchschnittlich und dürfte dem angeschlagenen Ruf der hiesigen Hotellerie - so ist jedenfalls zu hoffen - neue Impulse geben.


_{Giessbach, 26.04.2008}