Mittwoch, Juli 25, 2012, 07:47 - GELESENES
Beitrag von sb_admin
Mangolds peinlichstes ErlebnisBeitrag von sb_admin
war ein grosses Staatsbegräbnis.
Ein Professor war gestorben,
der Verdienste sich erworben.
Nach der ersten Leichenrede
trat ein Trauergast, dem jede
Würde abging, dreist nach vorn,
schneuzte sich und roch nach Korn -
sagt: "Moment mal", kriegt den Schluckauf -
und begann dann: "Welcher Zulauf!
So viel Leben bei 'ner Leiche -
es ist, wenn ichs mal vergleiche,
wie die Raben bei dem Aas -
nichts für ungut - war nur Spass!"
Darauf holt er aus der Tasche
eine flache Weinbrandflasche
öffnet sie, sagt laut: "Hau-ruck"
und nimmt einen tiefen Schluck.
Fährt dann in der Rede fort:
"Leichenbrüder, auf ein Wort!
Diesen Schluck dem werten Toten,
dem Freund Heim den Suff verboten.
Prost! und nehmt es mir nicht übel,
wenn ich gleich noch einen kübel.
Sterben ist schon eine Straf!
Dass es gerade diesen traf,
ist für alle hier ein Glück.
Schaun wir deshalb nicht zurück!
Prost! 's ist schön, dass wir noch leben,
darauf lasst uns einen heben!
Seht, da drin liegt kalt und starr,
was einmal Professor war.
Ich bin nur ein schlichter Mann,
aber sehr viel besser dran.
Und doch, wenn ich's überlege ..."
Hier wurd' die Versammlung rege,
und zwei Männer holten stumm
den Störenfried vom Podium.
Und noch an den Ausgangsstufen
hat der Kerl zurückgerufen:
"Braucht die Wittwe einen Trost -
soll sie zu mir kommen. Prost!"
Es erhob sich ein Tumult,
daran war der Redner schuld.
Vergiftet war die Atmosphäre,
Wer weiss, was noch geschehen wäre,
wenn nicht gleich ein Streichquartett
die Beisetzung gerettet hätt'.
Aus: Die Wahrheit über ARNOLD HAU.
Herausgegeben von Robert J. Gernhardt, F. W. Bernstein und F. K. Waechter
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