Was glücklich macht. 18 
Freitag, Januar 26, 2007, 18:24 - GLÜCK
In Anlehnung an Nr. 17 und mit gütiger Unterstützung durch Robert Walser:

"Der Versuch, dem meist acht- und gedankenlos dahinflutenden Lebensstrom, der so viel davonfliegend Schönes, Lebendiges, Eilendes und Flüchtiges enthält, einige Schönheitsmomente vor dem endgültigen Ertrinken und Untergehen entreissen zu können."
Heimat. 
Freitag, Januar 26, 2007, 18:07 - GELESENES
Die Vontobel-Stiftung Zürich gibt eine nicht kommerzielle Schriftenreihe heraus. Diese
"...greift aktuelle und grundlegende Themen auf und legt sie in vertiefender und zugleich allgemein verständlicher Form dar. Sie leistet damit Beiträge zur Diskussion von politischen und sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Grundsatzfragen."

Aktuell das Themenheft "HEIMAT".
Verfasser des Essays: Iso Camartin, mit Illustrationen von Tomi Ungerer.

Ich kann diese Schriftenreihe nur empfehlen.
Und dies nicht bloss, weil sie völlig kostenlos ist.
Was glücklich macht. 17 
Donnerstag, Januar 25, 2007, 18:59 - GLÜCK
Solche Bilder, zum Beispiel.
tree bed

Nicht der Besitz - das Bild allein reicht (für mich).
Es ist vielmehr der Moment, so etwas zu entdecken, der beglückt.
Die Bewunderung für die Idee, das Handwerk.
Besitz dagegen - dauerhaft(er); und Dauerhaftigkeit doch eher Gewohnheit denn Glück.
Vorsichtig ausgedrückt.
Glück; ein flüchtiger Moment - und weg ist er.
Viel zu schnell meistens.
Zum Glück. Und leider.
Aber wem sag' ich das.
Wiedersehen. 
Donnerstag, Januar 25, 2007, 18:22 - KINO & FILM & TV
So lange vermisst.
Und irgendwie in all den Jahren nie richtig bewusst geschnallt,
dass eine DVD ja auch ein ganz passabler Ersatz wäre.
Photo:
Anders Roth © Stiftelsen Ingmar Bergman

Bergmans Zauberflöte.
Die einzige Zauberflöte, die für mich wirklich zählt.
Schon seit 1975 sicher abgelegt unter: Dinge, die ich bis an mein Lebensende nicht vergessen werde.
(Bis zu diesem Film hielt a.more.s nämlich herzlich wenig von klassicher Musik; Opern: ein Graus!!!...)

Nochmals der Hinweis auf die grossartige Seite:
INGMAR BERGMAN FACE TO FACE
Die Schöpfung. 
Dienstag, Januar 23, 2007, 23:25 - BÜCHER
"Am Anfang war nichts ausser Gott. Eines Tages bekam er eine Gemüsekiste voller Erbsen. Er fragte sich, woher die kommen könnte, denn er kannte niemanden ausser sich. Er traute der Sache nicht ganz und liess die Kiste einfach stehen oder eher schweben. Nach sieben Tagen zerplatzten die Hülsen und die Erbsenkugeln schossen mit grosser Gewalt ins Nichts hinaus. Oft blieben dieselben Erbsen, die in einer Hülse gewesen waren, zusammen und umkreisten sich gegenseitig. Sie begannen zu wachsen und zu leuchten, und so wurde aus dem Nichts das Weltall. Gott wunderte sich sehr darüber. Auf einer der Erbsen entwickelten sich später alle möglichen Lebewesen, darunter auch Menschen, die ihn kannten. Sie schrieben ihm die Erschaffung des Weltalls zu und verehrten ihn dafür. Gott wehrte sich nicht dagegen, aber er grübelt bis heute darüber nach, wer zum Teufel ihm die Kiste mit den Erbsen geschickt haben könnte."

©Jutta Bauer

Aus: Jürg Schubiger/Franz Hohler/Jutta Bauer, "ALLER ANFANG."
2006, Beltz & Gelberg, Weinheim Basel.

Der oben stehende Auschnitt steht übrigens auch hier drin:
Der bunte Hund.
Für Kinder in den besten Jahren - wie ich - und du?
Hier... 
Dienstag, Januar 23, 2007, 23:04 - KINO & FILM & TV
... lebt es noch, das unabhängige, nicht kommerzielle Schweizer Autorenkino.
Das der Herr Nicolas Bideau nicht so mag.
Er möchte weg davon.
Er verspricht sich mehr Qualität durch Popularität, durch Kommerzialisierung.
Durch rote Teppiche, Limousinen, mehr Glamour, eine Swiss Academy...
Die grosse Kelle - Sie wissen schon.

Tja - wir mögen uns nicht so, der Herr Nicolas Bideau und ich.
Un-Bildung. 
Dienstag, Januar 23, 2007, 22:44 - BÜCHER
Scharfsinnige und m.E. zeitweise herrlich polemische Analyse unseres "ideologisch verblendeten" Bildungssystems und der „sich selbst als liberal missverstehenden Bildungsreformen“.

Was K.P. Liessmann aufs Hochschulwesen bezieht, lässt sich (wenigstens teilweise) ohne weiteres auch auf die Volks- und Mittelschulen übertragen.

"Nur ein sehr reiches oder ein sehr dummes Land kann es sich leisten, für jede Studentengeneration eine neue Studienarchitektur zu erfinden."

Konrad Paul Liessmann: Theorie der Unbildung.
Zsolnay Verlag, Wien, 2006.
Was glücklich macht. 16 
Freitag, Januar 19, 2007, 18:44 - GLÜCK
Jugend, Unbekümmertheit.
Die mit der Zeit - normalerweise, leider - immer mehr verlorengeht.
Ach warum nur, warum...
Schluss jetzt! Sonst muss ich noch eine unglücklich-mach-Serie starten, und das bringt nix.

Darum: Musik!
...macht wieder glücklich...

We are young, we are free
Keep our teeth, nice and clean
See our friends, see the sights, feel alright

We wake up, we go out, smoke a fag
Put it out, see our friends
See the sights, feel alright

Are we like you?
I can't be sure
Of the scene, as she turns
We are strange in our worlds

But we are young, we get by
Can't go mad, ain't got time
Sleep around, if we like
But we're alright
Got some cash, bought some wheels
Took it out, 'cross the fields
Lost control, hit a wall
But we're alright
Was glücklich macht. 15 
Donnerstag, Januar 18, 2007, 06:12 - GLÜCK
In der Lektüre eine Form der Glückseligkeit zu sehen.

Dem Leser - Wenn die Seiten dieses Buches den einen oder anderen glücklichen Vers gewähren, so möge mir der Leser die Unhöflichkeit verzeihen, dass ich ihn mir als erster angemasst habe. Unsere Nichtigkeiten unterscheiden sich kaum; es ist ein bedeutungsloser und zufälliger Umstand, dass du der Leser dieser Übungen bist und ich ihr Verfasser. Jorge Luis Borges
Vor vielen Jahren... 
Mittwoch, Januar 17, 2007, 09:41 - PRESSE
... erlitt ich bei der Lektüre eines Romans von Robert Walser einen kleinen bis mittleren Schock, von dem ich mich bis heute nicht erholt habe. Den Tag kann ich ungefähr benennen, es wird Ende April gewesen sein, das Jahr 1994. Ganz genau sind die beiden Orte zu lokalisieren, an denen ich mich befand, der äussere und der innere. Der äussere lag bei Brügg, ein Ort zwischen Biel und Bern; der innere Ort betraf die Situation auf Seite zwölf in Walsers Roman «Der Räuber».

So beginnt Lukas Bärfuss einen für die NZZ unter dem Titel "Der Augenblick der Sprache" zum Gedenken an R. Walser verfassten Artikel, den ich mir für die Ewigkeit aufbewahrt habe.

(...) Und dann, eben, wir hatten gerade den Bahnhof bei Brügg passiert, las ich auf Seite zwölf folgende Stelle: Auf Grund dieser Hilfe führte er gleichsam seine eigenartige Existenz weiter, und auf Grund dieser unalltäglichen und doch auch wieder alltäglichen Existenz baue ich hier ein besonnenes Buch auf, aus dem absolut nichts gelernt werden kann. Es gibt nämlich Leute, die aus Büchern Anhaltspunkte fürs Leben herausheben wollen. Für diese Sorte sehr ehrenwerter Leute schreibe ich demnach zu meinem riesiggrossen Bedauern nicht.
Ich will nicht sagen, dass ich aufschrie oder auch nur zusammenzuckte.... (...)

(...) In Abhandlungen gescheiter Menschen kann man immer wieder lesen, gute Texte besässen einen doppelten Boden, interessant sei, was uns der Dichter verschweige, was zwischen den Zeilen stehe, das Ungesagte. Das ist in allen Fällen Unfug, aber bei Walser ist genau das Gegenteil der Fall. Er zeigt uns, dass zwischen den Zeilen nichts ist ausser weisses Papier und dass jenseits des Papiers keine Welt wartet, keine Zeit und kein Ort.
Weil es bei ihm nichts zu lernen gibt, weil er keine Absicht verfolgt, keine Entwicklung aufzeigt, weder in seinem ganzen Werk noch in den einzelnen Texten, verbreitet dieser Robert Walser ein grosses Unbehagen. Er lässt sich nicht verwerten, nicht schulisch, nicht wirtschaftlich, nicht biografisch.

(...) Beides gibt es bei Walser nicht, weder die Vergangenheit noch die Zukunft. Er bietet uns etwas viel Kostbareres, nämlich den Augenblick der Sprache. Wenn wir ihn nicht in seinem Erscheinen erleben, so ist er verloren. Walser wertet diese Momente nicht. Es gibt bei ihm keine Unterschiede, alles ist gewöhnlich und erhaben zugleich. Es gibt nur den wahrgenommenen Moment, ob schön oder hässlich, das ist einerlei. Diesen Moment können wir nicht konservieren, seine Essenz nicht zusammenfassen, wir können bloss versuchen, aufmerksam zu sein, bereit, offen, leer.
Das ist der Grund, weshalb mich Walser damals im Zug zwischen Biel und Bern, auf der Höhe von Brügg, ins Herz getroffen hat. Und mich bei jeder Lektüre neu berührt. Seine Literatur fragt mich nicht, wer ich bin, was ich kann, was ich gelesen habe oder wie gross mein Wissen ist. Sie fragt mich bloss: Bist du bereit? Willst du sehen?

Lukas Bärfuss, "Der Augenblick der Sprache" in der NZZ vom 27. Mai 2006.

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