Es gibt auch andere Dinge im Leben... 
Sonntag, Februar 11, 2007, 13:53 - BÜCHER
Bei meinem Frisör. Ich warte über eine halbe Stunde. Der Chef schwätzt hinter dem Wandschirm. Ich dachte, er bediene eine Kundin. Als er endlich erscheint und mir sagt, er habe seine Steuererklärung gemacht, erwidere ich: „… Hätte ich das gewusst, wäre ich gegangen“. – „Es gibt auch andere Dinge im Leben als die Haare“, antwortet mir seine Frau in einem höchst unverschämten Ton. Mein Blut wallte auf. Gegen meine Gewohnheit schwieg ich dennoch. Dieser Sieg über mich selbst war so unerwartet, dass ich eine grosse Befriedigung daraus zog.

Mindestens 1 x täglich ein Cioran. Vor allem bei diesem Wetter.
jms 12 
Samstag, Februar 10, 2007, 22:46 - LEBENSLAUF
Ich...
... erinnere mich just in diesem Moment, als ich im Netz per Zufall endlich auf etwas lange Gesuchtes stosse, wieder einmal an Glücksmomente der besonderen Art. Doch mein Weblog ist keine Plaudertüte - daher nur der eben gefundene Schlüssel zu dieser Erinnerung:
Listening to Letta M'Bulu und "What's wrong with groovin".
Und welch ein Glücksfall: Obwohl es heisst "click preview" - es ist nicht nur ein Teil, sondern gleich der ganze wunderbare Song in voller Länge (und in bester Qualität) zu hören!
Wer weiss, wie lange es geht, bis man den "Fehler" bemerkt...

Sodann erinnerte ich mich vor einigen Tagen an etwas, von dem ich mir vornahm, es - weil nachhaltig prägend - ebenfalls hier unterzubringen: FRANZ und RENÉ.
Heiss geliebt, die beiden.
„I säge nüt!“ ist noch heute eine oft von mir und nur zum Spass verwendete Redewendung...
Damals am Fernsehen eine Sendung mit Franz und René zu verpassen kam einer kleineren Katastrophe gleich.
(Videokassetten dieser Sendungen können Eingeweihte hier bestellen.)
Ein Amateur für die gute Laune. 
Samstag, Februar 10, 2007, 08:38 - MUSIK
"I can neither play the drums nor the piano."
Den Jungen nehm' ich sofort unter Vertrag.

Gefunden auf youtube2 - formerly known as [videos.antville.org]
Ich bin dermassen infiziert... 
Samstag, Februar 10, 2007, 07:55 - BÜCHER
... dass ich jetzt auch täglich mindestens 1 Cioran einnehmen muss.
Risiken und Nebenwirkungen durchaus geniessend.

*
2. August 1957. Selbstmord von E.: ein riesiger Abgrund tut sich in meiner Vergangenheit auf. Tausend erlesene und herzzerreissende Erinnerungen steigen empor.
Sie liebte so sehr den Verfall! Und dennoch hat sie sich umgebracht, um ihm auszuweichen.

*
Seitdem ich eine ziemlich strenge Diät befolge und ein regelmässiges Leben führe, bringe ich es zu nichts mehr. Fünf Jahre Sterilität, fünf Jahre Vernunft. Mein Geist funktioniert nur dank der Unordnung und irgendeiner Vergiftung. Ich zahle teuer für den Verzicht auf Kaffee.

*
5. Oktober. Heute abend während meines gewohnten Spazierganges um den Luxembourg habe ich ohne Unterbrechung spanische Reime vor mich hingesummt, ziemlich laut wohl, da sich alle Leute umgedreht haben. Ich befand mich in einer jener Krisen, in denen die Überspanntheit die Depression übertrifft. Vermutlich hat man mich für einen Irren oder für einen Glücklichen (nicht dieser Erde, Gott weiss woher) gehalten. In einem gewissen Sinne war ich glücklich. Ich habe nämlich in Gedanken die ganze Nacht von Talamanca wieder erlebt, in der ich gegen 3 oder 4 Uhr morgens aufgestanden bin, um mich auf die steilen Felsen, die das Meer überragen, zu begeben in der Absicht, 'ein Ende zu machen'. Ich trug meinen Schlafanzug und darüber einen schwarzen Regenmantel. Einige Stunden lang bin ich auf den Felsen geblieben, bevor das Tageslicht meine düsteren Gedanken vertrieb. Aber sogar vor dem Sonnenaufgang schien mir die Schönheit der Landschaft, die Agaven auf dem Weg, das Rauschen der Wellen, und schliesslich der Himmel so schön, dass mein Vorhaben mir unangebracht, oder wenigstens übereilt vorkam. Wenn alles irreal ist, dann auch diese Landschaft, sagte ich mir. Es ist möglich, sogar wahr, lautete meine Antwort, aber diese Irrealität gefällt mir, verführt und tröstet mich. Die Schönheit ist nicht vollständig Illusion, sondern eine angebrochene Illusion, ein 'Anfang' von Wirklichkeit.


E. M. Cioran: Cahiers 1957 - 1972. Suhrkamp. ISBN 978-3-518-41274-9
"Verbringen Sie das Wochenende... 
Mittwoch, Februar 7, 2007, 21:53 - WIEN
... mal wieder in einer anderen Stadt - zum Beispiel in Wien, ab Zürich für CHF 199.-. Jetzt buchen!"

SWISS-Newsletter, heute in meiner mailbox.
Gerne; ich werd' dran denken (ich weiss auch schon ungefähr wann!) - aber im Moment ist da weder Zeit noch Geld.

Mich heute dabei ertappt, wie ich in einem Gespräch die Wiener U-Bahn über alle Massen gelobt habe. Benutzte vor allem die U1 und die U3 - ist schon wirklich ein toller Service, der da geboten wird.

„Danke fürs U-Bahn fahren; Danke für 50 t weniger Feinstaub; Feinstaub ist dein Staub.“

Bei aller Sympathie: Die 50 Tonnen weniger Feinstaub möchte ich mit Blick auf Wiens Strassenverkehr doch sehr bezweifeln; offensichtlich ist es nicht nur ein in der Schweiz weit verbreiteter, fataler und unausrottbarer Trugschluss der Verkehrsplaner, die Gleichung aufzustellen:
"Ausbau des ÖV = mehr ÖV-Passagiere = Abnahme des Strassenverkehrs, der Abgase, des Feinstaubs!"

Augenwischerei, leider; eine kolossale Ungleichung.

Abnahme von Strassenverkehr und Feinstaub in Städten funktioniert nur restriktiv.
Wieso glaubt mir das niemand?

Nur wenn im gleichen Ausmass zum Ausbau des ÖV das Strassenangebot reduziert, d.h. Strassen mit Fahrverboten belegt, Strassen/Parkplätze/Parkhäuser aufgehoben bzw. anderweitig genutzt bzw. in Wiesen verwandelt werden – ja, dann mag die Gleichung schon eher aufgehen.
Wenn Autofahrer an der Peripherie der Grossstädte gezwungen werden, ihre Fahrzeuge stehen zu lassen und auf ein wirklich hoch effizientes ÖV-Transportsystem umzusteigen – ja, dann!

Doch Wiens übervolle Strassen beweisen auch hier (und einmal mehr):
Mögen noch so viele Menschen auf U- und S-Bahnen abwandern – die markanten Lücken der Umsteiger und Verzichter sucht man auf den Strassen umsonst - leise, blitzschnell, praktisch unmerklich werden sie von neuen Nutzniessern geschlossen.

Weiss der Kuckuck, woher die immer kommen.
Hydra-Prinzip.
Sing mir ein Lied, Cassandra. 
Dienstag, Februar 6, 2007, 22:05 - MUSIK
Death letter (aus: New Moon Daughter).


... I was hugging the pillow
where he used to lay...
Walser gleich Schnaps. 
Dienstag, Februar 6, 2007, 18:06 - PRESSE
Matthias Zschokke, so sagt er zu Beginn seines Vortrags, liest Walser nur sporadisch, nimmt ihn zu sich wie Schnaps, in kleinen Schlucken, und lässt sich davon benebeln.

Nachträglich im Berner BUND vom 01.02.2007 gefunden und zustimmend genickt.
Gelungener Vergleich. Geht mir sehr ähnlich.

Obwohl: Bei mir ists dann doch eher Champagner statt Schnaps.
Oder seit kurzem - (seit Wien!!) - grüner Veltliner!
Glassworks. 
Sonntag, Februar 4, 2007, 14:55 - MUSIK
Philip Glass. Piano: Branka Parlic.

"Eine Dirigentin ist für mich keine Frau mehr", ... 
Sonntag, Februar 4, 2007, 14:47 - PRESSE
... sagte vor Jahren der umschwärmte erste Geiger eines Jugendorchesters, nachdem er sich uns Mädels gerade als der neue Mann präsentiert hatte, von dem wir damals alle träumten.

Über Chefinnen und Mütter am Arbeitsplatz.

Im Feuilleton der NZZ Nr. 28 vom 3./4. Februar 2007.
Ein Mensch weniger. 
Freitag, Februar 2, 2007, 10:22 - PRESSE
Was von ihrem Leben bleibt, ist diese Geschichte.

(...) Am Tag nach Annette Jacobis Tod geht Sabine Brendel noch einmal in die Wohnung, gemeinsam mit einem Herrn von der Gemeinde. Sie nimmt die Katze mit, er versiegelt die Wohnung – immerhin hängen dort Bilder, die der Gemeinde zustehen. Zur Beerdigung geht Brendel nicht, sie will nicht Menschen hinter Annette Jacobis Sarg herlaufen sehen, die nie den Weg in Jacobis Wohnung, aber wohl den zum Friedhof gefunden haben. Dann sagt Sabine Brendel, dass die Frau Jacobi ihr fehle.

Über ein Jahr nach ihrem Tod bezahlt Annette Jacobi noch immer ihre Miete. Pünktlich geht das Geld jeden Monat vom Konto der Verstorbenen ab. (...)

SZ-Magazin Nr.5/02.02.2007

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