Was glücklich macht. 19 
Donnerstag, Februar 15, 2007, 14:38 - GLÜCK
Ein Tag wie heute: Der erste helle, sonnige und einigermassen warme Tag nach einer nicht enden wollenden Serie von Regen, Nebel, Wind, Kälte, Schneeregen, Glatteis, Sturmböen, Grau und Schwarz.
(Ein sonnigwarmer Tag inmitten einer Serie von sonnigwarmen Tagen hat nicht auch nur annähernd denselben Glücks-Stellenwert.)
Banale Erkenntnis; doch Glück und Banalität liegen wohl im gleichen Bett.
Gestern abend... 
Donnerstag, Februar 15, 2007, 06:01 - BÜCHER
... in der Metro hat mir ein junges Mädchen (sechzehn, siebzehn Jahre) ihren Sitzplatz angeboten. Ich habe selbstverständlich abgelehnt. Mir einen Platz anzubieten, wo ich gerade nachmittags fünfundzwanzig Kilometer zu Fuss gelaufen war! Sie sah eher zerbrechlich aus, und ich bezweifle, dass sie auch nur die Hälfte von dem tun könnte, was ich gerade geleistet hatte. Dennoch war ich in ihren Augen ein Greis. Und ich bin es tatsächlich... (...)
Ich weiss, dass ich alt bin; aber ich ‚spüre’ es nicht. Gewöhnlich verhalte ich mich wie ein Kerl von höchstens dreissig Jahren, und ich würde die Lächerlichkeit, die es hätte, wenn ich einer Zwanzigjährigen den Hof machte, nicht spüren. Diese Illusion von Stärke, diese „instinktive“ Unempfindlichkeit für das Vergehen der Zeit bedingt, dass man sich den Angriffen des Alters entzogen fühlt.

E. M. Cioran
Lavastine... 
Mittwoch, Februar 14, 2007, 06:18 - BÜCHER
... wird fast wahnsinnig vor Wut, kein Buch schreiben zu können. Wenn er keines schreibt, können wir - mit Recht - weiterhin behaupten, dass er ein aussergewöhnlicher Mensch ist. Wenn es ihm aber wie allen anderen gelingt, eines fertigzuschreiben, können wir besagtes Urteil nicht aufrechterhalten.

E. M. Cioran
Das gute Leben... 
Dienstag, Februar 13, 2007, 21:43 - BÜCHER
... oder: Von der Fröhlichkeit im Schrecken.
Fred Wander
love poem 
Dienstag, Februar 13, 2007, 21:40 - NETZFUNDSTÜCKE

Er ist schon lange tot... 
Sonntag, Februar 11, 2007, 21:51 - PRESSE
... sie hingegen lebt und zählt heute 84 Jahre. Doch:
"Er bleibt, ich bleibe nicht."

Swetlana Geier, Dostojewskij-Übersetzerin in der "DER KLEINE BUND" genannten Wochenendbeilage des Berner BUND vom 10.02.2007.
Es gibt auch andere Dinge im Leben... 
Sonntag, Februar 11, 2007, 13:53 - BÜCHER
Bei meinem Frisör. Ich warte über eine halbe Stunde. Der Chef schwätzt hinter dem Wandschirm. Ich dachte, er bediene eine Kundin. Als er endlich erscheint und mir sagt, er habe seine Steuererklärung gemacht, erwidere ich: „… Hätte ich das gewusst, wäre ich gegangen“. – „Es gibt auch andere Dinge im Leben als die Haare“, antwortet mir seine Frau in einem höchst unverschämten Ton. Mein Blut wallte auf. Gegen meine Gewohnheit schwieg ich dennoch. Dieser Sieg über mich selbst war so unerwartet, dass ich eine grosse Befriedigung daraus zog.

Mindestens 1 x täglich ein Cioran. Vor allem bei diesem Wetter.
jms 12 
Samstag, Februar 10, 2007, 22:46 - LEBENSLAUF
Ich...
... erinnere mich just in diesem Moment, als ich im Netz per Zufall endlich auf etwas lange Gesuchtes stosse, wieder einmal an Glücksmomente der besonderen Art. Doch mein Weblog ist keine Plaudertüte - daher nur der eben gefundene Schlüssel zu dieser Erinnerung:
Listening to Letta M'Bulu und "What's wrong with groovin".
Und welch ein Glücksfall: Obwohl es heisst "click preview" - es ist nicht nur ein Teil, sondern gleich der ganze wunderbare Song in voller Länge (und in bester Qualität) zu hören!
Wer weiss, wie lange es geht, bis man den "Fehler" bemerkt...

Sodann erinnerte ich mich vor einigen Tagen an etwas, von dem ich mir vornahm, es - weil nachhaltig prägend - ebenfalls hier unterzubringen: FRANZ und RENÉ.
Heiss geliebt, die beiden.
„I säge nüt!“ ist noch heute eine oft von mir und nur zum Spass verwendete Redewendung...
Damals am Fernsehen eine Sendung mit Franz und René zu verpassen kam einer kleineren Katastrophe gleich.
(Videokassetten dieser Sendungen können Eingeweihte hier bestellen.)
Ein Amateur für die gute Laune. 
Samstag, Februar 10, 2007, 08:38 - MUSIK
"I can neither play the drums nor the piano."
Den Jungen nehm' ich sofort unter Vertrag.

Gefunden auf youtube2 - formerly known as [videos.antville.org]
Ich bin dermassen infiziert... 
Samstag, Februar 10, 2007, 07:55 - BÜCHER
... dass ich jetzt auch täglich mindestens 1 Cioran einnehmen muss.
Risiken und Nebenwirkungen durchaus geniessend.

*
2. August 1957. Selbstmord von E.: ein riesiger Abgrund tut sich in meiner Vergangenheit auf. Tausend erlesene und herzzerreissende Erinnerungen steigen empor.
Sie liebte so sehr den Verfall! Und dennoch hat sie sich umgebracht, um ihm auszuweichen.

*
Seitdem ich eine ziemlich strenge Diät befolge und ein regelmässiges Leben führe, bringe ich es zu nichts mehr. Fünf Jahre Sterilität, fünf Jahre Vernunft. Mein Geist funktioniert nur dank der Unordnung und irgendeiner Vergiftung. Ich zahle teuer für den Verzicht auf Kaffee.

*
5. Oktober. Heute abend während meines gewohnten Spazierganges um den Luxembourg habe ich ohne Unterbrechung spanische Reime vor mich hingesummt, ziemlich laut wohl, da sich alle Leute umgedreht haben. Ich befand mich in einer jener Krisen, in denen die Überspanntheit die Depression übertrifft. Vermutlich hat man mich für einen Irren oder für einen Glücklichen (nicht dieser Erde, Gott weiss woher) gehalten. In einem gewissen Sinne war ich glücklich. Ich habe nämlich in Gedanken die ganze Nacht von Talamanca wieder erlebt, in der ich gegen 3 oder 4 Uhr morgens aufgestanden bin, um mich auf die steilen Felsen, die das Meer überragen, zu begeben in der Absicht, 'ein Ende zu machen'. Ich trug meinen Schlafanzug und darüber einen schwarzen Regenmantel. Einige Stunden lang bin ich auf den Felsen geblieben, bevor das Tageslicht meine düsteren Gedanken vertrieb. Aber sogar vor dem Sonnenaufgang schien mir die Schönheit der Landschaft, die Agaven auf dem Weg, das Rauschen der Wellen, und schliesslich der Himmel so schön, dass mein Vorhaben mir unangebracht, oder wenigstens übereilt vorkam. Wenn alles irreal ist, dann auch diese Landschaft, sagte ich mir. Es ist möglich, sogar wahr, lautete meine Antwort, aber diese Irrealität gefällt mir, verführt und tröstet mich. Die Schönheit ist nicht vollständig Illusion, sondern eine angebrochene Illusion, ein 'Anfang' von Wirklichkeit.


E. M. Cioran: Cahiers 1957 - 1972. Suhrkamp. ISBN 978-3-518-41274-9

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