Montag, Juli 10, 2006, 23:49 - ÜBRIGES ITALIEN
Ort: Irgendwo in Mittelitalien.Zeit: Zwischen 20.00 Uhr und 22.40 Uhr.
Die Strassen, die ewig lärmigen, sind leergefegt. Sind totenstill.
La Nonna: "Man hört kein einziges Auto. Unglaublich... nicht einmal ein Motorino! Ach, wär' das schön, wenn es immer so wäre."
Ab 22.41 Uhr ändert das gewaltig.
Ein selbstverschuldetes Erdbeben hoch oben im offenen Bereich der nach oben offenen Richterskala lässt das langgestreckte Küstendorf erzittern.
Einer der zahllosen Höhepunkte ist der fahrende DJ, der im vorherrschenden Trubel mit Getöse auf seinem Lautsprecherwagen einfährt, anhält, die Technorhythmen gekonnt in die Nationalhymne überfliessen lässt, und alle, alle stimmen mit ein - EIN Dorf, EINE Stimme! Fratelli d'Italia - L'Italia s'è desta - Dell'elmo di Scipio - S'è cinta la testa - Dov'è la vittoria? - Le porga la chioma - Ché schiava di Roma - Iddio la creò - Stringiamci a coorte - Siam pronti alla morte - L'Italia chiamò... Und weiter zieht er, zur nächsten Piazza, ins nächste Dorf...
Dann das Feuerwerk um etwa ein oder zwei Uhr morgens - bestimmt wurde bei jedem Feuerwerkskörper noch schnell die Schwarzpulvermenge nach-verdoppelt, wenn nicht nach-verdreifacht - das knallte und krachte, dass die Hausmauern zitterten, die Fensterscheiben klirrten, die Hunde wie von Sinnen kläfften - und sämtliche Kleinkinder für den Rest ihres Lebens traumatisierte.
Noch nie stand ich am andern Morgen vor so vielen geschlossenen Bars, um meinen Kaffee zu trinken - alle holten den Schlaf nach...
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