RAX 
Dienstag, Dezember 28, 2010, 20:03 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
[www.rax.is] - & - [www.arcticportal.org]


Weihnachten - wie es wirklich war. 
Freitag, Dezember 24, 2010, 13:47 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
War es so?

Maria kam gelaufen
Josef kam geritten
Das Jesuskindlein war glücklich
Der Ochse erglänzte
Der Esel jubelte
Der Stern schnaufte
Die himmlischen Heerscharen lagen in der Krippe
Die Hirten wackelten mit den Ohren
Die Heiligen Drei Könige beteten
Alle standen daneben

Oder so?

Maria lag in der Krippe
Josef erglänzte
Das Jesuskindlein kam gelaufen
Der Ochse war glücklich
Der Esel stand daneben
Der Stern jubelte
Die himmlischen Heerscharen kamen geritten
Die Hirten schnauften
Die Heiligen Drei Könige wackelten mit den Ohren
Alle beteten

Oder so?
Maria schnaufte
Josef betete
Das Jesuskindlein stand daneben
Der Ochse kam gelaufen
Der Esel kam geritten
Der Stern lag in der Krippe
Die himmlischen Heerscharen wackelten mit den Ohren
Die Hirten erglänzten
Die Heiligen Drei Könige waren glücklich
Alle jubelten

Oder so?

Maria jubelte
Josef war glücklich
Das Jesuskindlein wackelte mit den Ohren
Der Ochse lag in der Krippe
Der Esel erglänzte
Der Stern betete
Die himmlischen Heerscharen standen daneben
Die Hirten kamen geritten
Die Heiligen Drei Könige kamen gelaufen
Alle schnauften

Oder etwa so?

Maria betete
Josef stand daneben
Das Jesuskindlein lag in der Krippe
Der Ochse schnaufte
Der Esel wackelte mit den Ohren
Der Stern erglänzte
Die himmlischen Heerscharen jubelten
Die Hirten kamen gelaufen
Die Heiligen Drei Könige kamen geritten
Alle waren glücklich

Ja so.

Steht hier drin:
Das Neue ist längst nicht mehr ... 
Montag, November 22, 2010, 23:21 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... was es zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war - ein Schock, der einen Zuwachs an Erkenntnis versprach. Der Gedanke, dass das Neue per se authentisch sei, hat an Glanz verloren. Die einstmals produktive Provokation der Sehgewohnheiten hat das Wegsehen zur Gewohnheit werden lassen, wo immer Neues verheissen wird. Das Neue wurde in dem Augenblick zur Wiederholung, als es eine künstlerische Konvention geworden war.

Aus: Henning Ritter - Notizhefte. Berlin Verlag.
Still und leise ... 
Samstag, Oktober 30, 2010, 15:19 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... aber blitzartig hat a.more.s, nachdem er neidlos zur Kenntnis nehmen musste, dass er zum Thema Farben und Malerei offenbar zwei grundlegende Werke überhaupt nicht kennt, schlimmer: noch nie etwas davon gehört hat, diese bei nächster Gelegenheit bestellt; und bereits erhalten.

-NDEBELE - The Art of an African Tribe
-Die Farben Afrikas

Beide Bände mit wirklich hervorragend photographierten Bildern von Margaret Courtney-Clarke.

ndebele, courtney-clarke L1040304

ndebele, courtney-clarke L1040297

ndebele, courtney-clarke L1040302
"Von wenigen Dingen ... 
Mittwoch, Oktober 27, 2010, 20:58 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... kann man sagen, was man über die Wolken sagen kann: Ihre Formationen können nicht verbessert, verschönert, veredelt werden. Sie sind auf beneidenswerte Weise, was und wie sie sind. Verbesserungsvorschlägen sind sie nicht zugänglich. So sind die Wolken in jedem Augenblick vollkommen."

Vollkommen möcht' ich auch diese Art der Formulierung, des Schreibens nennen - wenn ich solche kleinen, himmlischen Zitate lese, und dazu noch die [überschwengliche Rezension] eines offensichtlich Eingeschnappten, dann stürme ich blindlings [meine kleine Buchhandlung] - in den folgenden Tagen bin ich dann kaum zu sehen oder zu hören.

Henning Ritter: Notizhefte [Berlin Verlag]
Wieder mal ein Cioran gefällig? 
Samstag, Oktober 23, 2010, 08:29 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
Auf dem Kamin das Bild eines Schimpansen und einer Buddha-Statuette. Diese mehr zufällige als beabsichtigte Nachbarschaft ist der Grund, dass ich mich unablässig frage, wo mein Platz zwischen diesen Extremen sein mag.

E.M. Cioran: Werke. (Die verfehlte Schöpfung. Erwürgte Gedanken.) Suhrkamp.
Anspruchsvolle Polemik. 
Samstag, Oktober 16, 2010, 21:24 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
Und so kam ich dazu - da war zuerst einmal dieser mundwässernde Hinweis unter dem Titel [Wir Infantilen].

Als nächstes konsultierte ich die Website des [MERKUR].

Tja - die Bestellung des Sonderheftes (über den Buchhandel) war dann der logische Schritt; wobei "Heft" - eine ziemliche Untertreibung! Ein recht ansehnlicher Wälzer mit rund 300 Seiten ist das.

Und seitdem ergötze ich mich an Polemikern wie Norbert Bolz in seinem Beitrag "Agenda Freiheit" - nachstehend ein lustvoll abgetippter Ausschnitt, der den Grundton, der sich wie ein roter Faden durch praktisch alle Beiträge der professoral-gereiften Persönlichkeiten zieht, trefflich wiedergibt:

(...) Der Paternalismus des vorsorgenden Sozialstaates behandelt die Bürger als Kinder, Patienten oder Heiminsassen und verwandelt sie allmählich in fröhliche Roboter und glückliche Sklaven. An die Stelle von Freiheit und Verantwortung treten Gleichheit und Fürsorge. Die umfassend Betreuten brauchen gar keinen freien Willen mehr und empfinden die totale Vorsorge als Wohltat. Der demokratische Despotismus entlastet sie nämlich vom Ärger des Nachdenkens genauso wie von der Mühe des Lebens. Ein Netz präziser kleiner Vorschriften liegt über der Existenz eines jeden und macht ihn auch in den einfachsten Angelegenheiten abhängig vom vorsorgenden Sozialstaat. Die Überregulierung des Alltags verwandelt die Befolgung des Gesetzes aus einem Sollen in ein Gehorchen. An die Stelle des bürgerlichen Rechtsbewusstseins ist längst die soziale Kontrolle geworden.

Man muss sich die Patienten in unserer geschlossenen Anstalt als zufriedene Menschen vorstellen. Sie sind freiwillig hier, man braucht keine Ketten und Schlösser; die Angst vor der Freiheit und die Sehnsucht nach Sicherheit und Ordnung schliessen sie ein. Die Betreuer verstehen sich als die guten Hirten einer folgsamen Herde. Die wenigen Widerstrebenden werden nicht gezwungen, sondern entmutigt; sie werden nicht physisch tyrannisiert, sondern psychisch zermürbt. Und niemand scheint sich an der Bevormundung, der Herrschaft der Betreuer zu stören, weil man sich ja einreden kann, die Vormünder selbst gewählt zu haben.

Jeder Paternalismus behandelt Menschen als Material. Das gilt gerade auch für die wohlmeinenden Reformer, die Belohnungen und Strafen zu einer Technik der Heteronomie organisieren. Ihr Erfolgsprodukt sind die Gutmenschen. Mittlerweilen benutzen sie sogar schon das Glück der Ungeborenen, um uns die Freiheit zu beschneiden: Wir sollen Energie sparen, den Müll trennen, sozial sein und nicht rauchen. So schützt uns der Paternalismus des vorsorgenden Sozialstaates vor der Freiheit zum Schlechten – und verkauft das als Befreiung.

Dass das so gut funktioniert, hat anthropologische Gründe. Hilflosigkeit, Abhängigkeit, Hinfälligkeit, Übermacht und Feindseligkeit machen Angst. Deshalb wollen die meisten Sicherheit statt Freiheit. Darauf hat sich das politische System seit den Tagen von Thomas Hobbes immer konsequenter eingestellt. Im Wohlfahrtsstaat hat es den Menschen die Freiheit abgekauft für das Versprechen von Sicherheit und Gleichheit. Und in der Tat bringt die kommode Sklaverei unter kapitalistischen Bedingungen fast allen einen akzeptablen Lebensstandard und hohe Lebenssicherheit. Wir können deshalb den vorsorgenden Sozialstaat als Hoheitsverwaltung der Hilflosen definieren. Die Welt der Wohlfahrt zerfällt nicht mehr in Arbeiter und Kapitalisten, sondern in Betreute und Betreuer. Dabei entwickelt sich auf beiden Seiten eine unheilvolle Eigendynamik. Die Betreuer haben ein Interesse an der Hilflosigkeit ihrer Klientel. Und auf der anderen Seite sind diejenigen, die es gelernt haben, sich hilflos zu fühlen, nur noch mit der entlastenden Erklärung ihrer Unfähigkeit beschäftigt. (…)

Sehr anregend!
Tagebücher ... 
Freitag, Oktober 8, 2010, 13:09 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... die zu genau werden, sind das Ende der Freiheit. Man kann sie darum nur zeitweilig führen, und die 'leeren' Zeilen dazwischen sind die vollen.

Elias Canetti: Nachträge zu Hampstead. Hanser.
Towards another summer. 
Donnerstag, September 30, 2010, 23:27 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
"I don't wish to inhabit the world under false pretences. I'm relieved to have discovered my identity after being so confused about it for so many years. Why should people be afraid if I confide in them? Yet people will always be afraid and jealous of those who finally establish their identity; it leads them to consider their own, to seclude it, cosset it, for fear it may be borrowed or interfered with, and when they are in the act of protecting it they suffer the shock of realising that their identity is nothing, it is something they dreamed and never knew; and then begins the painstaking search - what shall they choose - beast? another human being? insect? bird?" -Janet Frame

CAUTION - [We do not recommend] the Wikipedia article on Janet Frame. It has a non-neutral bias. It gives unwarranted prominence to fringe theories and it quotes unreliable sources. (Please note that Wikipedia does contain an important and often overlooked disclaimer to the effect that no information on the do-it-yourself amateur encyclopedia can be guaranteed to be reliable.)
Ob man es ...  
Mittwoch, September 29, 2010, 09:42 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... schon sieht? Die Hand zittert nicht, ich stolpere auch nicht oder selten. Heute habe ich wieder einmal mein Portemonnaie in einem Geschäft liegen lassen. Nach einer Stunde ist es aber noch da. Eine gelassene Panik als Grundzustand. Noch bemerke ich Fehlleistungen (gedankliche) nach einer Stunde oder nach Tagen; irgendwo auf der Strasse oder unter der Dusche fällt es mir ein, dass ein Satz, im stillen gedacht oder vor Leuten ausgesprochen, der bare Unsinn ist. Hirnzellen fallen aus, ja, und das ist schon geschrieben, ich weiss, ich weiss. Die Emotionen sind nicht lahm, im Gegenteil. Gestern mein Zorn in Gesellschaft von freundlichen Menschen; ich erinnere mich nicht, was diese Heftigkeit ausgelöst hat. Irgendwo ist ein Draht durchgebrannt, dann rauche ich vor Zorn und werde unerträglich –
CAFE FANELLI:
hier könnte ich eingehen. Nachmittags sind nur wenig Leute hier, ich habe einen ganzen Tisch für mich. Ungern sitze ich an der Bar, wo man im Spiegel hinter den Flaschen sein eigenes Gesicht sieht. Die junge Kellnerin, als sie sieht, dass ich, die Mütze auf dem Kopf, diese Notizen mache, kommt persönlich-freundlich und putzt den Tisch mit einem Lappen, damit es ein Schreibtisch sei ohne diese Bierspuren. Wahrscheinlich auch eine Schauspielerin, die sich hier ihre Batzen verdient, oder eine Malerin; sie ist erst seit einem Monat hier und weiss schon, was ich trinken werde. Ein roter Wein, der kaum zu einem zweiten Glas verleitet, keinesfalls zu einem dritten. Sie plappert nicht übers Wetter, sie nimmt mich ernst.

Max Frisch: „Entwürfe zu einem dritten Tagebuch“. Suhrkamp.

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